Malerweg Etappe 7: von Gohrisch über die Festung Königstein nach Rathen

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Festung Königstein
Festung Königstein

Das Frühstück heute morgen ist super und so brechen wir frisch gestärkt und frohen Mutes zu unserer vorletzten Etappe auf. Diese wird uns über die Festung Königstein nach Rathen führen. Rathen (rechtselbisch) gehört eigentlich nicht zum Malerweg, denn der verläuft auf den hinteren Etappen linkselbisch, aber auf der anderen Flussseite war keine Unterkunft mehr zu bekommen. So setzen wir einfach einmal auf die andere Seite über und kommen damit ganz in die Nähe der Bastei, wo wir ja bereits einen ganzen Ruhetag verbringen durften.

Beim Auschecken sehen wir in der Tageszeitung noch, dass das Thema Beherbergungsverbot wegen Corona offenbar wieder kassiert wurde. Somit hat sich dann auch die Frage nach dem Corona-Test erledigt, den nach Etappe 1 und Etappe 3 eh niemand mehr sehen wollte.

Unser Weg führt uns gleich aus Gohrisch heraus und eröffnet uns schon mal einen Blick auf die Festung Königstein. Bevor es dorthin geht, heißt es für uns aber: erst mal den Pfaffenstein erklimmen.

Der Weg auf den Pfaffenstein hinauf ist genau so, wie man ihn sich vorstellt, wenn man diese Felsentürme vor sich aufragen sieht: ein erquickliches Sammelsurium an allem, was deutsche Bau- und Ingenieurskunst sich an Stufen ausdenken konnte:

Diese unzähligen Stufen zu nehmen, scheint den einen oder anderen derart zu frustrieren, dass er (oder sie?) zu merkwürdigen Mitteln greift, um die Qualen zu beenden:

Heute ist es mal wieder extrem leer – offenbar sind wir früh genug unterwegs. Oben angekommen, treffen wir aber noch einen anderen Wanderer, mit dem wir kurz ins Gespräch kommen. Themen-Aufhänger – wie sollte es anders sein – die vielen Stufen. Wir erzählen ihm von dem gestrigen Hunde-Erlebnis und er erzählt von einem Erlebnis im nordschwedischen Winter, bei dem ein Mann in bester Ausrüstung freudestrahlend durch den tiefen Schnee stapfte, während seine Frau weniger freudestrahlend in dünnen Chucks fluchend hinterhertrottete. Sachen gibt’s…

Wir schlendern oben auf dem Pfaffenstein etwas herum und machen uns dann auf den Weg zur Barbarine, einer berühmten Felsnadel.

Wir klettern und kraxeln noch über gefühlte zwei Millionen Stufen und Felsen – und dann sind wir an der Barbarine angekommen.

Zur Barbarine (früher Jungfernstein) gibt es die folgende Legende, die man hier am Fels nachlesen kann:

Der Tradition nach aber ist die steinerne Jungfer das immerwährende Merkmal eines Strafgerichtes, nach welchem es geschehen seyn soll, daß eine Mutter ihre Tochter Sonntags habe heißen in die Kirche gehen, die Tochter aber sey währender Kirche auf den Pfaffstein in die Heydelbeere gegangen, und als sie die Mutter daselbst angetroffen, habe sie die Tochter im Zorn verwünschet, daß sie müsse auf der Stelle zum Stein werden; worauf solches augenblicklich also geschehen, und daher diese zum Stein gewordene Jungfer auf immer allhier stehe, und mit ihrem Steinbilde alle ungehorsame Kinder warne.

Infotafel an der Barbarine

Drum, liebe Kinder, immer schön brav sein! Wer will schon als höchst phallusverdächtige Felssäule auf ewig in der Gegend rumstehen. Danach geht es den Weg wieder zurück – eine gute Gelegenheit, noch mal einen Blick auf die Wegbeschaffenheit zu werfen: ist nix für Dicke! (Rucksäcke meine ich natürlich.)

Dann steigen wir vom Pfaffenstein auch schon wieder ab und machen uns auf den Weg in Richtung Königstein.

Unten geht es dann über sozusagen ganz normale Waldwege weiter. Wir laufen um den Quirl drumherum (ausnahmsweise mal nicht oben drüber) und treffen unterwegs ein paar Mädels mit Ziegen. Wir lassen uns erklären, dass das eine Form der geführten Wanderung ist, die man buchen kann. Offenbar gibt es Leute, die sich fürs Wandern nicht begeistern können – es sei denn, es sind Ziegen dabei. Das sei nämlich sehr entspannend mit den Ziegen. Nun denn… jeder, wie er gerne mag. Mama muss weiter mit mir vorliebnehmen, auch wenn das vermutlich nicht unter Entspannung fällt – hihi.

Dann nähern wir uns dem Ort Königstein und es wird wieder deutlich zivilisierter. Im Ort geht es zunächst eeeelend lang einen fiesen Kopfsteinpflasterweg bergab. Die Füße sind ganz und gar nicht begeistert, aber es hilft ja nix. Endlich kommen wir unten am Marktplatz an, der sich quasi direkt an der Elbe befindet – und zu unsere Freude gibt es hier ein nettes kleines Bistro, das geöffnet hat. Wir ergattern noch einen Platz drinnen – draußen ist es nämlich mal wieder empfindlich frisch – und lassen es uns zum Mittag schmecken.

Nach dem Essen sehe ich Mama, die vorgegangen war, durchs Fenster draußen stehen und grinsen. Na, denke ich mir, das kann doch nur heißen… genau! Das Mutter-Tochter-Gespann kommt gerade angelaufen. Wir tauschen uns noch kurz über die letzten Tage und die Pläne für die restlichen Etappen aus. Die beiden wollen nur noch die heutige Etappe machen und dann aufhören, weil sie gehört haben, die letzte Etappe sei nicht mehr so schön und ginge praktisch nur die Straße entlang. Hm… na wir schauen mal. Tricksen wollen wir eigenlich nicht.

Jetzt geht es – im leichten Nieselregen – direkt mal steil den Berg rauf. Super Sache mit vollem Bauch. Wir kämpfen uns Stufe um Stufe rauf zur Festung Königstein. Auf halbem Weg wird es trotz Regen, Wind und 5°C so warm, dass ich anhalten und die Regenjacke dringend wieder ausziehen muss. Nicht schlimm, wenn ich nass werde – das verdampft eh sofort wieder auf mir. Aber schließlich ist es geschafft und wir sind oben.

Hier ist touristentechnisch ganz schön was los (wenn auch nicht zu vergleichen mit einem Schönwetter-Wochenende) und so machen wir uns flugs wieder vom Acker. Natürlich geht es jetzt erst mal wieder bergab. Von unten haben wir noch ein paar schöne Blicke zurück zur Festung Königstein und dann sind wir auch schon im letzten Drittel der heutigen Etappe angekommen.

Unser Weg führt uns durch Thürmsdorf. Der Ort ist nicht weiter spannend, allerdings gibt es eine Schokoladenmanufaktur. Klingt richtig gut – hat aber heute leider geschlossen. Das klingt nicht mehr gut.

Hinter Thürmsdorf geht es ein Stück oberhalb der Elbe entlang, so dass wir immer mal wieder die Aussicht übers Elbtal genießen können. Und dann kommen wir an der Malerwegkapelle vorbei. Was es alles gibt…

Nun geht es ein Stück über Felder und dann durch den Ort Weißig hindurch und dann biegen wir direkt an den Rauensteinen vom Malerweg ab, weil wir heute ja auf die andere Elbseite nach Rathen übersetzen wollen. Der Vorteil: wir haben noch mal einen gigantischen Blick auf die Bastei und ein sehr nettes kleines Hotel. Der Nachteil: wir stapfen einiges an Höhenmetern bergab, die wir morgen früh wieder rauf müssen :)

In Rathen angekommen, setzen wir auf die andere Seite über. An der Fähre ist ein irrsinniger Betrieb und wir sind wieder einmal erstaunt, wie locker es viele hier mit der Maskenpflicht nehmen (um das Wort Ignoranz zu vermeiden).

Im Hotel checken wir ein, melden uns fürs Abendessen an und gönnen uns dann erst mal eine heiße Dusche. Beim Warten auf die Fähre sind wir nämlich ziemlich durchgefroren. Das Abendessen ist super und ich kann sogar zum Dessert eine heiße Schokolade mit Baileys genießen. Könnte ein Tag besser enden? Und morgen geht es auf zur letzten Etappe – dann haben wir den Malerweg bezwungen.

Gesamtstrecke: 19.68 km
Gesamtanstieg: 558 m
Gesamtabstieg: -748 m
Gesamtzeit: 08:37:38

Sammel-Postkarte zu Etappe 7: „Die Festung Königstein“ von Johann Alexander Thiele, Öl auf Leinwand, 1744

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