Malerweg Etappe 6: von Schmilka nach Gohrisch

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Am Papststein
Am Papststein

Morgens geht’s mit gepackten Sachen erst frühstücken und dann zur Rezeption, um zu bezahlen. Wir lassen noch ein paar unserer nicht ganz so positiven Hotel-Eindrücke dort, aber das scheint niemanden so recht zu interessieren. Passt ins Bild irgendwie. Also machen wir uns flugs auf den Weg zu unserer sechsten Etappe – die uns später nach Gohrisch, aber zunächst ans andere Elbufer führt. Also heißt es für uns „rübermachen“, wie man hier sagt.

Die Fähre hat keinen festen Fahrplan, sondern fährt nach Bedarf. Wir zwei Hübschen und gleich darauf noch zwei andere Wanderer – das scheint ausreichend Bedarf zu sein und so legen wir ab. Ein paar Minuten später sind wir schon auf der anderen Seite und können unsere Tour starten.

Auf der anderen Seite angekommen, befinden wir uns in Schmilka Hirschmühle, das im Wesentlichen aus einem Bahnhof besteht. Es geht – sozusagen zum Warmlaufen – ein paar Meter an der Bahn entlang. Da es heute nur knapp über null Grad hat, reicht das leider kein bisschen zum Warmwerden. Und dann geht es auch schon gefühlt senkrecht 250 Höhenmeter den Fels rauf. Nach den ersten 20 Höhenmetern können wir mit Fug und Recht behaupten: nu isses warm. Nach 130 Höhenmetern ist das steilste Stück geschafft und wir kommen aus dem Wald auf ein Feld. Hier öffnet sich der Blick und wir haben die Kaiserkrone vor uns und den Zirkelstein links von uns.

Weiter geht es nach Schöna, dem Ort sozusagen gegenüber von Schmilka. Mit dem Unterschied, dass Schmilka unten an der Elbe liegt und Schöna eben auf dem Berg. Schöna begrüßt uns… nun ja… eigen.

Leider ist es nun so, dass sich der Malerweg so durch Schöna schlängelt, dass man wirklich jedes Haus einmal gesehen hat. Dummerweise läuft man dadurch aber kilometerweit über Asphalt. Das ist für die Füße mega ermüdend und nervt ziemlich schnell. Und so trotten wir vor uns hin und freuen uns, wenn sich zwischendurch mal ein kleines Highlight auftut.

Dann geht es rüber nach Reinhardtsdorf und dort ebenfalls wieder über Straßen. Ein Kaffee am Weg hat leider geschlossen. Ein unangenehmer Nebeneffekt vom Durch-Ortschaften-Laufen: der Frühstückskaffee will raus, das nasskalte Wetter macht es nicht besser, aber es gibt einfach keine Gelegenheiten. Fies.

Hinter Reinhardtsdorf geht es nach nunmehr sieben Kilometern Weg endlich wieder in den Wald und runter nach Krippen. Entgegen unserer Hoffnung gibt es hier ebenfalls nix zu Essen und so suchen wir uns beim Aufstieg auf der anderen Seite ein Plätzchen. Eine wunderbare Bank am Wegrand mit Blick aufs Tal ist leider gerade von anderen Wanderern in Beschlag genommen worden und so laufen wir weiter. Irgendwann beschließen wir, ohne Bank Pause zu machen – wissend, dass wir beim Weiterlaufen vermutlich nach spätestens fünf Minuten eine Bank finden würden. (Ok, es werden dann doch eher zehn.)

Der Weg führt erst einigermaßen eben weiter und dann wieder bergab. Eine Dreiviertelstunde später kommen wir schließlich an der Liethenmühle vorbei. Die hatten wir gar nicht auf dem Schirm, aber tatsächlich gibt es hier eine Gaststätte. Wir gehen natürlich rein, schon zum Aufwärmen. Es empfängt uns, was wohl optimistisch als DDR-Charme durchgeht. Wir bestellen einen Kaffee und ein Würzfleisch. Das Würzfleisch ist lecker, der Kaffee… doch, diesmal müssen wir darüber reden. Denn das ist leider der mit Abstand schlechteste Kaffee des gesamten Malerwegs. Offenbar bereits seit morgens in der Thermoskanne oder auf der Heizplatte, ist außer Bitterstoffen nix mehr drin und wir bekommen ihn auch mit viel gutem Willen und großem Wärme-Bedarf echt nicht runter. Pfui.

Weiter geht’s. Draußen empfangen uns nach der Wärme in der Gaststätte ungemütliche 5 Grad. Also nix wie loslaufen. In Kleinhennersdorf heißt es noch einmal für ein paar hundert Meter Straße laufen und dann geht es wieder fußfreundlicher über Feld und Flur. Wir begegnen heute doch einigen Sonntags-Tagesausflüglern.

Wir kommen an eine kleine „Hütte“ und gönnen uns ein kurzes Päuschen. Offenbar ist mein Benehmen nicht ganz vorbildlich, denn Mamas Erziehungsmaßnahme folgt auf den Fuß… ;)

Weiter geht es an einem Wildgehege vorbei. Und dann geht’s wieder ab in den Wald. Und vor allem: steil bergauf. Wir nähern uns jetzt nämlich dem ersten Berg der heutigen Tour: dem Papststein. Hoch geht es, wie sollte es anders sein, über Stufen, Treppen und Leitern.

Oben gibt es eine Berggaststätte, die ziemlich gut besucht ist. Da wir noch ein bisschen was vor uns haben, genießen wir nur kurz die zugige Aussicht und machen uns dann an den Abstieg.

Es geht kurz aber heftig bergab – nur um andere Seite kurz aber heftig wieder bergauf zu gehen. Diesmal erklimmen wir den Gohrisch, der zweite Berg für heute. Da gibt’s oben keine Gaststätte, dafür ein kleines Hüttchen.

An genau dieser Stelle (s. Bild oben), auf halber Höhe also, dürfen wir noch einem sehr zweifelhaften Erlebnis beiwohnen. Uns entgegen kommt eine kleine Gruppe mit Hund. So ein Hund vom Kaliber eines kleinen Kalbs. Wir treffen sie, als wir gerade unten und sie gerade oben an dieser Leiter stehen. Keine steile Treppe, sondern eine richtige, senkrechte Leiter. Der Hund macht das das einzig sinnvolle: er lacht kurz über die Leiter und ergreift mit ein paar großzügigen Schritten rückwärts die Flucht. Es soll ihm alles nichts helfen – er wird die Leiter runter gehievt. Der Hundehalter nimmt also allen Ernstes das kleine Kalb auf den Arm und versucht sodann, entsprechend freihändig, auf die senkrechte Leiter und diese hinunter zu kommen. Mehrmals wankt er dabei gefährlich und nicht nur dem Hund wird es Angst und Bange.

Den Rest der Geschichte kann ich nicht mit Sicherheit widergeben, denn ich mache vorsichtshalber die Augen zu und bete, dass er nicht abstürzt, solange ich in der Nähe bin. Ich möchte keine Hundehalterleiche aufsammeln müssen (und auch sonst keine, wenn man’s genau nimmt). Zum Glück geht die Aktion dann doch irgendwie gut, denn drei Stufen vor Ende tut der Hund wiederum das einzig sinnvolle und springt freiwillig. Inzwischen hat sich hinter uns eine ganz ordentliche Schlange Menschen angesammelt, die zwar geduldig, aber doch kopfschüttelnd die Verzögerung abwarten. Das Ganze soll noch bis oben Gesprächsthema bleiben, denn hier gibt es niemanden, der sowas leichtsinniges nachvollziehen kann.

Mittlerweile ist es 16 Uhr und es wird Zeit, den letzten Abstieg für heute in Angriff zu nehmen. In zwei Stunden wird es dunkel und außerdem werde ich dann hungrig – also ab ins heutige Hotel.

Unten angekommen laufen wir noch eine Weile am Feld entlang und biegen dann nach Gohrisch ab. Dort erwartet uns das wirklich schöne Hotel Margarethenhof und nach einer heißen Dusche die Tagesspezialität: heute gibt es Rouladen. Die sind megalecker! Das ganze Hotel-Erlebnis ist um Welten besser als in Schmilka – für deutlich weniger Geld.

Damit geht unsere sechste Etappe zu Ende. Morgen steht dann die Festung Königstein auf dem Etappen-Programm.

Gesamtstrecke: 18.68 km
Gesamtanstieg: 646 m
Gesamtabstieg: -459 m
Gesamtzeit: 08:18:51

Sammel-Postkarte zu Etappe 6: „Schandau elbabwärts“ von Adrian Zingg, Kupferstich Sepia, um 1800

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