Sandra geht die Extrameile: auf dem PCT von Mexiko nach Kanada

Veröffentlicht am
PCT Logo

Du bist ja total bekloppt, warum tut man sowas?! Mega geil, ich will auch! – Das sind die beiden Extreme des Spektrums an Reaktionen, die ich in den letzten Wochen bekomme, wenn ich jemandem erzähle, dass ich 2.650 Meilen (4.265 Kilometer) von Mexiko nach Kanada laufen will. Ja genau, zu Fuß. Nee, wirklich jetzt. Kein Scheiß.

Der Pacific Crest Trail führt von seinem südlichen Terminus nahe Campo an der Grenze zu Mexiko durch die drei US-Bundesstaaten Kalifornien, Oregon und Washington bis zur Grenze zu Kanada.

Dabei verfolgt er das erklärte Ziel, einem spektakuläre Ausblicke am laufenden Band zu bescheren, was vornehmlich dadurch erreicht wird, dass er über die jeweils vorhandenen Bergketten geführt wird. Wie der Name eben sagt… Crest bedeutet Bergkamm.

Das führt dazu, dass der Trail in seinem Verlauf knapp 130.000 Höhenmeter ansammelt. Das ist ungefähr so viel, als würde man den Everest 15 mal besteigen. Von Meeresniveau aus, versteht sich. Da erscheint es ganz passend, dass bisher auch mehr Menschen den Everest bestiegen haben, als den PCT vollständig gelaufen sind. Denn tatsächlich machen sich zwar in den letzten Jahren (und insbesondere seit dem Film „Wild“ mit Reese Witherspoon) immer mehr Leute daran, einen sogenannten Thru-Hike zu wagen. Die Quote derer, die es auch tatsächlich bis zum Ende schaffen, liegt gemäß Daten der PCTA aber nur bei gut 20%. Die Gründe dafür sind vielfältig: Verletzungen, Selbstüberschätzung, Heimweh, Wetterunbilden oder schlicht zu wenig Budget.

Das führt uns zurück zur Eingangsfrage: warum tut man sich das an? Viele (angehende) Thru-Hiker wollen auf dem Trail einschneidende Erlebnisse verarbeiten, sich über ihre Zukunftsvorstellungen klar werden, zu sich selbst finden, eine Auszeit vom Alltags-Hamsterrad nehmen und ähnliches. Nun, das ist es bei mir alles nicht. Ich will weder einen Selbstfindungstrip (wer weiß, ob ich überhaupt mögen würde, was ich da fände), noch muss ich mir darüber klar werden, was ich eigentlich will. Mein Job macht mir Spaß, ich liebe mein großartiges Team, privat ist alles super und auch sonst gibt es eigentlich nicht viel auszusetzen…

Also warum dann? Tja… weil’s glücklicherweise geht. Weil es mir mein Beraterjob und mein Arbeitgeber ermöglichen, für ein halbes Jahr eine Auszeit zu nehmen und dann wiederzukommen. Weil mich der Gedanke eines Thru-Hikes schon seit Jahren nicht mehr loslässt – seit ich irgendwann mal eine Fernsehreportage über den Appalachian Trail (AT) gesehen habe, das Ostküsten-Pendant zum PCT. Weil ich die Landschaften im Westen der USA grandios finde, seit wir in der Desolation Wilderness wandern waren und dabei für ein paar kurze Kilometer auf dem PCT gelaufen sind. Weil ich gerne wandere und dabei besonders die Berge mag, wie wir sie in Patagonien, La Réunion, Nepal oder Kamtschatka hatten. Weil ich ab und zu eine echte Challenge mag, wie kürzlich auf dem Kilimanjaro. Und ja, auch das Gefühl hinterher, stolz auf mich zu sein, es geschafft zu haben. Mich durchgebissen zu haben. Etwas gemacht zu haben, was nicht jeder kann. Geiles Gefühl :)

Klingt alles fast zu gut, um wahr zu sein? Richtig. Und weil das so ist, ist der PCT über ein Permit-System zugangsbeschränkt. Pro Tag dürfen nicht mehr als 50 Hiker an der mexikanischen Grenze in Richtung Kanada starten. Doch dazu mehr im nächsten Beitrag…

Ein Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert