NoBos, Trail Angels und Co: ein kleines Thru-Hiker Wörterbuch

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Befasst man sich mit dem PCT (oder einem der anderen Weitwanderwege), stößt man unweigerlich auf ein paar merkwürdige Begriffe, die sich nicht unbedingt von selbst erklären. Darum will ich hier mal etwas Licht ins Dunkel bringen und ein kleines Thru-Hiker Wörterbuch zusammenstellen :)

Ich werde absichtlich nicht alphabetisch vorgehen, sondern so, dass sich hoffentlich nach und nach ein verständliches Bild ergibt.

Thru-Hike: Von einem Thru-Hike spricht man, wenn es jemand schafft, den kompletten Trail über seine gesamte Länge zu wandern. So ein Jemand ist dann ein Thru-Hiker.

Puristen: Thru-Hiker, die genau darauf achten, keinen begehbaren Meter des Trails auszulassen (z.B. indem man den einen Weg in die Stadt hinein und einen anderen aus der Stadt zurück wählt und auf die Art eine oder mehrere Meilen auslässt – Ausnahmen sind z.B. wegen Waldbrands gesperrte Abschnitte).

Permit: ohne gibt’s keinen PCT Thru-Hike. An eins zu kommen, ist eine Nervenzerreißprobe ;)

NoBo: steht kurz für Northbound und bedeutet, dass man den Trail von Süd nach Nord läuft. Das macht beim PCT aus verschiedenen Gründen die überwiegende Mehrheit so und sie alle werden NoBos genannt.

SoBo: steht entsprechend für Southbound, also die umgekehrte Laufrichtung von Nord nach Süd.

YoYo: bedeutet, dass jemand innerhalb einer Saison den Trail sowohl Northbound als auch Southbound läuft – das geht eigentlich nur, wenn man das ganze annähernd als Wettkampf betrachtet, von Meile 1 an megafit ist, eine Menge Zeit hat und sich unterwegs praktisch trotzdem keine nimmt. Ein bisschen Verrücktheit schadet wahrscheinlich auch nicht dafür ;)

Flipflop: so bezeichnet man es, wenn jemand einen Teil des Trails überspringt (flip), um zunächst einen eigentlich späteren Teil zu wandern, und dann wieder zu dem übersprungenen Teil zurückkehrt (flop), um ihn nachzuholen. Passiert häufig, wenn z.B. in der Sierra Nevada noch zu viel Schnee liegt. Dann flippen Hiker gerne nach Oregon, laufen zunächst nach Kanada, und kehren dann zurück, um durch die Sierra zu laufen. Seit diesem Jahr machen einem die neuen Permitregeln das Flipfloppen allerdings deutlich schwerer, denn sobald man länger pausiert und mehr als 35 Tage durch die Sierra braucht oder sobald man Teile der Sierra überspringt, verfällt das Permit für die Sierra Nevada und man muss sich über separate Prozesse ein neues (schwerer zu bekommendes) Permit dafür besorgen.

Bushwhacking: sich abseits des Trails durch’s Unterholz schlagen

Hiker Trash: so bezeichnen sich Thru-Hiker selbst – kommt wohl daher, dass man nach Tagen ohne Dusche und in den immer selben Klamotten entsprechend aussieht und auch so riecht.

Tramily: die Trail Family. Leute, mit denen man eine Weile (Tage, Wochen oder auch Monate) zusammen wandert.

Ride Bride: Mädel, das neben einem männlichen Hiker steht, um seine Chancen beim Trampen zu erhöhen ;)

Trail Angels: Menschen, die sich vollkommen freiwillig und unentgeltlich für Hiker einsetzen. Das kann jemand sein, der einen im Auto mit in die nächste Stadt nimmt, jemand, der in der Wüste Wasser für Hiker deponiert oder jemand, der Hiker bei sich zu Hause schlafen lässt. Die wohl berühmtesten Trail Angels sind Scout und Frodo – ein Paar, das in San Diego wohnt und Hiker in der Nacht vor ihrem Startdatum aufnimmt, verköstigt, mit Tipps versorgt und am nächsten Morgen zum Southern Terminus fährt.

Terminus: der Endpunkt eines Weitwanderweges. Es gibt beim PCT einen südlichen Terminus (bei Campo an der mexikanischen Grenze) und einen nördlichen Terminus (bei Manning Park an der kanadischen Grenze).

Trail Magic: alles, was Trail Angels Thru-Hikern am Trail anbieten: von Wasser über eine Mitfahrgelegenheit in die nächste Stadt bis zum ausgewachsenen Barbecue.

Trailnamen: im Laufe eines Thru-Hikes bekommen die meisten Hiker von ihren Mitwanderern irgendwann einen Trailnamen verpasst. Der ergibt sich meist aus einer speziellen Situation heraus oder spiegelt eine Eigenart des Hikers wider. Auf dem Trail werden fortan nur noch Trailnamen verwendet, die echten Namen stehen sozusagen für die „normale Welt“, die man ja für eine Weile hinter sich lässt.

Triple Crown: wer es schafft, in seinem Leben die drei großen Weitwanderwege der USA zu gehen, darf sich Triple Crowner nennen. Die drei Trails für die Triple Crown sind der Appalachian Trail (AT) an der Ostküste, der Pacific Crest Trail (PCT) an der Westküste und der Continental Divide Trail (CDT) im Landesinneren.

HYOH: steht für Hike Your Own Hike und meint, dass jeder seinen eigenen Weg finden und gehen muss und sich von anderen nicht reinquatschen lassen soll. Was für einen funktioniert, muss für den anderen noch lange nicht gut sein. Insbesondere muss jeder für sich selbst entscheiden, wie viel Risiko er eingehen kann und will (z.B. beim Queren von Flüssen). Aber auch, ob er noch ein paar Zeros dranhängen will, nur weil seine Tramily das gerade will.

Zeros: sind Tage, an denen man zero, also null, Meilen geht. Ruhetage, die man meist in Ortschaften einlegt und mit Shopping, aka der Beschaffung von Lebensmitteln für die nächste Etappe verbringt (s. Resupply) .

Neros: sind Tage, an denen man near zero, also fast null, Meilen geht. Meist Tage, an denen man in einer Ortschaft ankommt oder wenn man später am Tag erst aus einer Ortschaft wieder startet.

Resupply: das Zeug (zumeist Lebensmittel), was man einkaufen muss, um den nächsten Streckenabschnitt in Angriff nehmen zu können. Kann man sich auch zuvor an einige Orte selbst per Post zuschicken.

Bounce Box: ein Paket, in dem man sich Dinge selbst zuschickt, die man nur gelegentlich mal braucht. Wird immer wieder an Orte vor einem auf dem Trail geschickt (bounced man also vor sich her).

Hiker Box: eine Kiste, in die Hiker Zeug legen, das sie nicht (mehr) brauchen – von zu viel geschicktem Essen bis Ausrüstung, die nicht mehr passt oder doch nicht getragen werden will. Andere Hiker können sich daran dann bedienen. Kann mit etwas Glück Teile des Resupplys ersetzen.

Hiker Hunger: schlägt nach ein paar Wochen zu und sorgt dafür, dass man permanent Hunger hat, weil der Kalorienbedarf auf 4.000 bis 6.000 kcal pro Tag steigt.

Hiker TV: Lagerfeuer – kommt aber wohl ziemlich selten vor, weil man meist eh zu müde dafür ist und direkt ins Bett (Schlafsack) fällt.

Hiker Midnight: Schlafenszeit für Thru-Hiker. Meist kurz nach Sonnenuntergang.

Cowboy Camping: Unter freiem Himmel schlafen, ohne dass ein Zelt, Tarp oder etwas anderes den Blick auf die Sterne verstellt.

Hiker Hobble: das unvermeidbare und unvergleichliche Humpeln, mit dem sich Hiker bewegen, sobald sie mal nicht auf dem Trail unterwegs sind (z.B. an Zero-Days), weil ihnen alles weh tut. Vergeht unerklärlicherweise, sobald sie wieder richtig hiken.

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