Der PCT: 2.650 Meilen durch sengende Wüste und verschneite Gebirge

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Auf dem PCT
Auf dem PCT

Wer von Mexiko bis nach Kanada läuft, der bekommt unterwegs einiges geboten. Um einen genaueren Blick darauf zu werfen, was mich erwartet, orientiere ich mich mal an den fünf Sektionen, in die der PCT üblicherweise eingeteilt wird. Von Süd nach Nord sind das Southern California (Wüste), die Sierra Nevada (Hochgebirge), Nordkalifornien (Vulkane), Oregon (Wald) und Washington (Gebirge). Das ist so natürlich massiv vereinfacht und pauschalisiert, und deswegen werfen wir mal einen genaueren Blick auf die einzelnen Abschnitte.

Southern California: 700 Meilen Wüste

Wandert man den Trail von Süden nach Norden, also Northbound oder auch kurz NoBo, dann gehört man zur klaren Mehrheit der Wanderer. Gestartet wird dabei am südlichen Terminus bei Campo, Californien in der Nähe von San Diego. Natürlich an der Grenze zu Mexiko.

Von hier aus geht es zunächst rund 700km im Wesentlichen durch Wüste, unter anderem durch die Mojave Wüste, einem der trockensten Gebiete der Erde. Zum großen Teil ist es dabei auch noch recht bergig, wie zum Beispiel in der San Jacinto Wilderness oder der San Gabriel Range mit Mount Baden-Powell. Die Trockenheit führt dazu, dass man ziemlich gut aufpassen muss, wie man sich unterwegs versorgt, denn teilweise sind verlässliche Wasserstellen 20 bis 30 Meilen auseinander. Das bedeutet auch, dass man direkt zu Beginn des Trails ordentlich schleppen muss, um nicht komplett zu dehydrieren.

Daraus ergibt sich auch der erste limitierende Faktor für das Startfenster bei einem NoBo-Thru-Hike: ab Ende Mai werden zum einen die Temperaturen in der Wüste immer unerträglicher und zum anderen sind immer mehr Wasserstellen ausgetrocknet und die wasserlosen Strecken werden immer länger. An einigen besonders kritischen Stellen pflegen Trail-Angels (Freiwillige, die sich am PCT für Thru-Hiker einsetzen) sogenannte Water-Caches, stellen also Wasser bereit, das den Wanderern über die schlimmsten Durststrecken helfen soll. Verlassen darf man sich hierauf allerdings auf keinen Fall, denn zum einen geschieht dies ausschließlich freiwillig und zum anderen ist ja nicht gesagt, dass das bereitgestellte Wasser nicht bereits aufgebraucht ist, wenn man vorbeikommt.

Auf den ersten 700 Meilen trifft man auf eine herausfordernde Mischung: tagsüber teils enorme Hitze bei fast keinem Schatten – nachts hingegen Temperaturen, die unter dem Gefrierpuntk liegen können. Lange Strecken ohne jeden Tropfen Wasser – und Berge, auf denen genug Schnee liegt, dass Microspikes angebracht sind. Flimmernd heiße, stehende Luft – und stürmische Abschnitte, auf denen man sich kaum auf den Beinen halten kann und wo die Täler mit Windrädern zugepflastert sind. Angereichert wird das Ganze noch mit ein paar Klapperschlangen und Skorpionen und fertig ist der erste Abschnitt des PCT, buchstäblich zum Warmlaufen.

Die meisten Thru-Hiker steigern sich zum Ende der Wüste auf tägliche Distanzen von 20-25 Meilen (32-40 km). Allerdings steigt rund ein Viertel der Thru-Hiker auch schon in den ersten paar Wochen aus und beendet den Hike.

Eine etwas ausführlichere Darstellung dieses spannenden Abschnitts findet sich hier bei The Trek oder direkt bei der PCTA.

Sierra Nevada: 400 Meilen Schnee und Wasser im Hochgebirge

Kennedy Meadows gilt als Abschluss der Desert Section und als das Tor zur Sierra. Von hier geht es schnurstracks ins Hochgebirge. Wasserknappheit gehört ab sofort der Vergangenheit an – im Gegenteil: der Überfluss an Wasser kann in diesem Abschnitt durchaus das größte Problem darstellen.

So ergibt sich auch direkt der zweite limitierende Faktor für das Startfenster: kommt man zu früh in die Sierra Nevada (das heißt in einem durchschnittlichen Jahr ungefähr vor Mitte Juni), liegt noch viel zu viel Schnee und man hätte maximal mit Schneeschuhen eine Chance. Sobald der Schnee allerdings zu schmelzen beginnt, lässt er aus kleinen zu querenden Gebirgsbächen reißende Flüsse werden. In der Sierra sind ziemlich viele Flüsse zu queren – während der Schneeschmelze nicht ganz ungefährlich und daher unbedingt taktisch klug anzugehen. Für die Schneefelder braucht es in den meisten Jahren zumindest Microspikes, je nach Schneelage auch Steigeisen und Eispickel.

Wie immer sind solche Pauschalaussagen natürlich nicht mehr als eine bestenfalls grobe Orientierung. In Jahren mit wenig Schnee, wie z.B. im Low Snow Year 2015, kommt man unter Umständen bereits im Mai weitgehend schneefrei und entspannt durch die Sierra, in High Snow Jahren mit viel Schnee, wie z.B. dem Rekordschneejahr 2017 in der Sierra, hatte man selbst im Juli noch mehr als genug Schnee und gefährliche Schmelzwasserflüsse. Nachsehen lässt sich das alles beim Postholer, wo es schöne Schnee-Statistiken zum PCT gibt und auch die aktuelle Schneesituation.

Was sich aber sicher sagen lässt, ist, dass die Sierra Nevada allgemein als der zwar anstrengendste, aber zugleich auch grandioseste Abschnitt des PCT gelten. Der Trail führt hier durch Bilderbuchlandschaften wie die John Muir Wilderness, die Ansel Adams Wilderness und den Yosemite Nationalpark.

Die Distanzen, die in der Sierra Nevada täglich zurückgelegt werden können, hängen enorm von Schnee und Wasser ab. Wie gut, dass es laut Postholer zumindest aktuell mit dem Schnee ganz Thru-hiker-freundlich aussieht – nur 68% des Schnees eines durchschnittlichen Jahres:

Mehr zu diesem „Lieblingsabschnitt“ der allermeisten Thru-Hiker gibt’s ebenfalls bei The Trek oder bei der PCTA.

Northern California: 600 Meilen und die Hälfte geschafft

Viele Thru-Hiker berichten vom NorCal-Blues, der sie erwischt, nachdem sie Glanz und Glorie der High Sierras hinter sich gelassen haben und feststellen, dass sie sich noch immer im selben Bundesstaat befinden und dieser einfach kein Ende nimmt. Immerhin: in diesem Abschnitt wird Bergfest gefeiert, denn hier liegt der Mittelpunkt des PCT. Hier in Northern California wird das Wasser wieder seltener, die Gegend wieder karger, die Temperaturen wieder heißer. Nicht selten wird hier von der Northern Desert gesprochen.

Allerdings finden sich hier auch so Highlights wie der Lassen Volcanic National Park, Mount Shasta und die Trinity Alps.

Mehr zu Northern California kann man wieder bei The Trek oder der PCTA nachlesen.

Oregon: 450 Meilen grüner Tunnel

Gemeinhin wird behauptet, dass Oregon flach sei und außerdem ein grüner Tunnel. Nun, das mit dem grünen Tunnel mag durch den vielen Wald so scheinen, allerdings kann der Weg hier maximal im Vergleich zur Sierra Nevada als verhältnismäßig flach durchgehen. Trotzdem steigern die Thru-Hiker ihre Tagesetappen hier auf teils über 30 Meilen. Berüchtigt sind alle möglichen Challenges in Oregon – von der 40-Mile-Challenge (60 km) bis zur 24-Hour-Challenge (in 24 Stunden so weit wie möglich laufen, da kommen einige auf rund 100 km) – völlig verrückt.

Leider sind Northern California und Oregon aber auch berüchtigt für ihre Waldbrände, wegen derer immer wieder Teile des PCT für Tage oder auch Wochen gesperrt werden müssen. Tatsächlich sind es Waldbrände, die neben Schnee wohl das größte Schreckgespenst für Thru-Hiker darstellen.

Neben all dem Wald hat dieser Abschnitt aber auch tolle landschaftliche Highlights zu bieten. Zum Beispiel den Crater Lake (der tiefste See der USA) oder Mount Hood.

Mehr zu Oregon wieder bei The Trek oder der PCTA.

Washington: 500 Meilen bergauf und bergab nach Kanada

Die Bridge of the Gods über den Columbia River markiert die Grenze zwischen Oregon und Washington. Hier beginnt der letzte Abschnitt des PCTs für NoBos. Und der wird wieder ganz schön bergig. Zwar kommt man nicht mehr ganz so hoch wie in der Sierra Nevada, aber dafür geht es noch viel mehr auf und ab. Die Zeit sitzt einem nun im Nacken, denn spätestens ab Ende September, Anfang Oktober wird es ungemütlich hier oben. Die Temperaturen sinken wieder auf den Gefrierpunkt, Regen und Schnee sind eher die Regel als die Ausnahme und irgendwann wird der Trail praktisch unpassierbar.

Landschaftlich wartet Washington aber noch einmal mit ein paar echten Highlights auf: Mount Adams und Mount Rainier, die Goat Rocks Wilderness, die Glacier Peak Wilderness und die Northern Cascades, um nur einige zu nennen.

Und natürlich gibt es bei The Trek und bei der PCTA auch wieder weitere Infos zu Washington.

Fazit: das wird grandios! :)

Und wer es bis hierhin immer noch nicht glaubt, bekommt hier noch die Management Summary für die Freunde des bewegten Bildes – ein Thru-Hike aus 2017 zusammengefasst in unter 3 Minuten:

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