Als ich heute in der Schule ankomme, ahne ich noch nichts davon, dass ich diese recht bald wieder verlassen werde. Wir starten ganz normal damit, dass ich die Hausaufgaben kontrolliere. Die Aufgabe bestand darin, auf einem Blatt die jeweils größere von zwei Zahlen einzukreisen und anschließend den Vergleichsoperator dazwischen zu setzen – und auf einem zweiten Blatt die jeweils kleinere von zwei Zahlen einzukreisen und dann den Vergleichsoperator dazwischen zu setzen. Jetzt ist es natürlich so, dass die Kids noch nicht wirklich lesen können und die Aufgaben somit von den Eltern vorgelesen werden müssen. An den Ergebnissen hat man sehr deutlich gesehen, wie gut die Eltern das hinbekommen haben – es kam bei vielen wirklich der größte Blödsinn dabei heraus. Also habe ich mir die Kinder alle noch einmal einzeln vorgenommen und wir haben die Aufgaben gemeinsam noch einmal besprochen. Bei den meisten war das Verständnis absolut vorhanden, nur wenige Ausnahmen können mit den Begriffen größer und kleiner noch immer nichts anfangen und raten einfach nur. Wir machen also noch eine Übung für alle und anschließend wird wieder gemalt und ausgeschnitten.
Um zehn Uhr ist die Schule dann plötzlich vorbei, weil die Lehrer zu einer Versammlung müssen – erfahren haben sie das leider erst heute morgen, so dass sie zwar den Eltern noch Bescheid sagen konnten, aber trotzdem nicht alle Kinder pünktlich abgeholt werden können. Ich warte noch eine Weile mit dem Rest, wir puzzeln und malen an der Tafel und als nur noch vier Kinder und die beiden Mädels der englischen Familie (Lara und Zoe) übrig sind, lasse ich die vier Kids bei der Schulaufsicht und schnappe mir die beiden Mädels. Bei einem Abstecher ins Büro stellen wir fest, dass die Eltern dort nicht sind und machen uns auf den Weg zu ihrem Haus. Unterwegs treffen wir Mo (die Mama) und die Kinder werden vor die Wahl gestellt, Mama in die Stadt zu begleiten oder mit mir nach Hause zu Papa zu gehen. Sie entscheiden sich für zu Hause und dort angekommen arbeiten wir noch weiter an der Uhr.
Mittag gibt es dann wieder in meiner Gastfamilie. Anschließend starte ich eine kleine Tour entlang des Malecón, denn ich habe in den letzten Tagen endlich herausgefunden, dass die Vögel, die sich hier herumtreiben, Blaufußtölpel sind. Zu meiner Entschuldigung muss ich anführen, dass die blauen Füße wirklich schwer auszumachen sind, wenn die Vögel nicht gerade brav vor einem sitzen. Aber heute habe ich ein paar gefunden, die brav stillgehalten haben.
Anschließend bin ich kurz ins Mockingbird und habe mir einen Kaffee gegönnt, bevor ich zu meinem Kontrolltermin ins Krankenhaus gegangen bin. Dort hat man mich beim Reinkommen schon erkannt, innerhalb von drei Minuten war ich neu vermessen und weitere drei Minuten später war ich wieder draußen mit der Erklärung der Ärztin, dass mein Stich schon viel besser aussähe und ich mir keine Sorgen machen müsse. Na wenn sie das sagt… will ich mal dran glauben.
Anschließend checke ich erst die öffentliche Bibliothek der Insel aus (ein Fall von vergiss es) und gehe dann zum Copyshop, wo ich für die Oma meiner Gastfamilie zwei Fotos einer Pflanze in ihrem Garten ausdrucke. Vorgestern hatte ich sie nämlich getroffen und sie erzählte mir aus heiterem Himmel, wie gerne sie ein Foto von ihrer Pflanze hätte. Na, wenn sich alle Wünsche so leicht erfüllen ließen… A propos Wünsche. Anschließend habe ich in einem kleinen Laden noch etwas Modeschmuck (eine Kette und Ohrringe) für Angélica erstanden, die ich als Geburtstagsgeschenk hierlassen werde (aus dem Buch ist ja leider nichts geworden, da es hier keine gibt).
Am späteren Nachmittag will William mir dann das Eintrittsgeld für den Nationalpark zurückgeben und ich spreche ihn auf meine Idee mit der Bibliothek an. Er findet die Idee gut und freut sich, das Geld dafür wieder einstecken zu können. Ich verspreche ihm eine Liste mit Buchvorschlägen, die er dann in Guayaquil umsetzen soll.
Anschließend kaufe ich noch viele viele Bleistifte, Moosgummisticker und ein paar Süßigkeiten – mein Abschiedsgeschenk für jedes der 33 Kinder morgen. Den Rest des Abends verbringe ich im Büro, von wo aus wir uns später in ein Restaurant zum Abschiedsessen begeben wollen.
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