Rheinsteig Etappe 2: von Königswinter nach Unkel im Regen

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Eine Weile hatte ich mit mir gerungen, ob ich den Drachenfels frühmorgens hochlaufe oder ob ich gemütlich frühstücke und die erste Bahn um zehn nehme. Gewonnen hat das Frühstück – und das sollte sich als großartige Entscheidung herausstellen. Und das nicht nur, weil die Füße beim Aufstehen ganz gewaltig protestieren. Nein, im Café im Bahnhof gibt es nämlich ganz fantastisches Frühstück zum echt fairen Preis.

Gemütlich gefrühstückt geht es sodann zur Drachenfelsbahn und mit ihr hinauf auf den Berg. Der Regen hält sich in Form eines eher feinen Sprühregens noch in Grenzen.

Oben angekommen zeigt sich, dass es eine gute Entscheidung war, gestern direkt bis oben zu gehen – da war zwar mehr Regen, aber man hat zumindest noch was gesehen. Heute ist nur Wolken – also geht es direkt los. Der Rheinsteig führt zunächst – was bleibt ihm auch anderes übrig – den Berg wieder hinab.

Natürlich kommt es, wie es kommen muss – kaum runter vom Berg, fängt es richtig schön an zu regnen. Spoiler: es wird für die nächsten Stunden auch nicht mehr aufhören. Dafür komme ich an einem Denkmal-Turm vorbei und habe ein kleines bisschen Ausblick.

Es geht weiter durch den Wald – und natürlich geht es kräftig bergauf. Der Waldboden ist mittlerweile gut durchfeuchtet, was bei dem lehmhaltigen Boden bedeutet, dass man bei jedem Schritt über eine glibberige Schmierschicht läuft. Alternativ bietet sich knöchelhoher schwarzer Schlamm, wenn grad mal kein Lehm vorhanden ist. Yeah! Zugegeben: manchmal läuft es sich auch echt ok. Aber besser ist, man hat die Hände frei für die Wanderstöcke (oder eben für neongrüne Ringe, wer das lieber mag), um etwas Stabilität in die glitschige Angelegenheit zu kriegen. Darum bastle ich ein wenig, bis der Regenschirm von selbst am Rucksackgurt hält. Tschakka. Fortan sind mir neidische Blicke anderer Wanderer gewiss, die unter ihren Regenklamotten im eigenen Saft garen. Denn kalt ist es nicht – und bergauf schon mal gar nicht.

Zunächst kämpfe ich mich aufwärts in Richtung Löwenburg, denn da soll es etwas zu essen geben. Jetzt ist zwar mein durchaus nicht karges Frühstück noch nicht so lange her, aber wie jeder weiß, kann man nach meinem Magen die Uhr stellen und es ist nunmal schon Mittag. Auf dem Weg treffe ich noch vier andere Wanderer, mit denen ich mich unter dem schützenden Dach einer kleinen Hütte unterhalte (nein, an Corona Abstand haben wir mal kurz nicht gedacht).

Am Restaurant der Löwenburg angekommen, gehe ich rein, in der Hoffnung, dass während einer kleinen Mahlzeit vielleicht der Regen etwas nachlässt (ja ja, ich hatte ja schon gespoilert). An meinen Tisch gesellen sich noch die vier Wanderer aus der Schutzhütte eben – jetzt wissen wir zumindest, dass wir alle eins der 3G nachweisen konnten. Wir erzählen etwas und so erfahre ich, dass die kleine Familie das erste Mal so richtig wandern ist und nur zwei Etappen ausprobiert. Oje, und das bei dem Wetter. Aber alle sind frohgemut. Das vierte Mädel im Bunde ist ebenfalls solo unterwegs, hat aber mehr Zeit und kann die 21 Etappen wie vorgesehen nutzen. Außerdem hat sie sich die Orga gespart und lässt zudem noch ihr Gepäck von einer zur nächsten Unterkunft transportieren. So hat der Rheinsteig für jeden etwas zu bieten.

Nach einem leckeren Pfannkuchen mit Apfelmus geht’s wieder in den Regen raus. Den Abstecher die 600m zur Löwenburg rauf spare ich mir – die blankweiße Aussicht kenne ich schon ;) Dann fängt der Weg an, gemein zu werden. Auf knapp 150m muss ich unter / über / um lauter auf den Weg gestürzte Bäume kriechen. Bäh.

Leider nehme ich nicht den erstbesten Abstieg nach Bad Honnef, sondern gehe um Bad Honnef drumrum (natürlich übern Berg) und weiter bis nach Unkel. Viel Aufregendes ereignet sich hier nicht mehr – es ist mal für 15 Minuten fast trocken, dann schüttet es wieder. Und so gibt es auch nicht mehr allzu viele Bilder von dem Abschnitt. Dann komme ich auf mehr oder weniger freies Feld und der Abstieg nach Unkel beginnt.

Kurz habe ich Angst, dass ich die letzten drei Kilometer jetzt auf Asphalt laufen müsste (ja, die Füße tun bereits weh), da erbarmt es sich und geht doch auf schönen Wegen weiter bis quasi direkt ins Dorf. Dann ist es schon nicht mehr weit bis zu meiner Unterkunft, dem wirklich schönen Gästehaus Korf gleich am niedlichen Dorfplatz (mit einem Bäcker, bei dem ich noch ein tolles Stück Stachelbeer-Baiser-Torte finde, hihi).

Nach dem Einchecken dann das gleiche Spiel wie gestern: Duschen, waschen und meinen Kuchen essen. Dann im Bett noch mit Müh und Not das Kanzlertriell (Hilfe, ist das überhaupt ein Wort?) durchhalten und dann gute Nacht. Für mehr ist keine Kraft mehr. Das war echt anstrengend heute.

Gesamtstrecke: 24.03 km
Gesamtanstieg: 717 m
Gesamtabstieg: -930 m
Gesamtzeit: 07:36:27

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