Malerweg Etappe 4: von Ostrauer Mühle nach Neumannmühle

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Nachdem es Frühstück erst ab acht Uhr gibt, stehen wir heute auf die Minute pünktlich im Restaurant – bereits fertig bepackt und startklar. Das Frühstück ist lecker (über den Kaffee reden wir nicht) und um die Zeit ist es noch erstaunlich ruhig hier. Satt und zufrieden machen wir uns auf den Weg. Hinter unserer Pension geht’s direkt den Berg rauf. Und entgegen allen Vorhersagen ist es sogar trocken. So darf es gerne bleiben. (Spoiler: wird es natürlich nicht.)

Der Weg führt uns heute wieder durch viel Wald. Das erste Etappenziel und gleichzeitig das Highlight der heutigen Tour sind das Schrammtor und die Schrammsteine nach etwa drei Kilometern. Hier stehen ein paar mächtige Felstürme einfach mitten in der Gegend herum. Ein Kletterparadies – aber auch für Nicht-Kletterer wirklich beeindruckend.

Zuerst kommen wir an das Schrammtor, einem schmalen Weg durch hohe Felstürme hindurch und praktisch der Eingang zu den Schrammsteinen.

Hinter dem Schrammtor geht es noch ein kleines Stück durch den Wald und dann stehen wir auch schon zu Füßen der Schrammsteine. Der Weg führt – natürlich – oben lang. Also geht es erst mal eine Leiter hoch. Die ist kalt und nass und eng und steil – und irgendwie sind die Wanderstöcke im Weg. Aber dann ist es geschafft. Also… der erste Teil.

Dann stehen wir auf einem winzigen Plateau und der Malerweg biegt rechts ab – weiter die Felsen hoch. Allerdings geht es links ebenfalls die Felsen hoch und sozusagen den Schrammsteinen aufs Dach. Logisch, dass wir uns das nicht entgehen lassen, wo wir schon mal hier sind. Die Wanderstöcke lassen wir diesmal aber unten stehen, denn natürlich geht es weiter über nasse Stufen und Leitern. Brrrr. Aber dann stehen wir oben und genießen die… äh… Aussicht. ;)

Die Aussicht hält sich in Grenzen – aber die Nebelschwaden zwischen den Felsen und Bäumen haben durchaus etwas mystisch schönes.

Danach geht es wieder runter. Wir sammeln unsere Wanderstöcke ein und klettern auf der anderen Felsseite wieder rauf.

Hier treffen wir das Mutter-Tochter-Gespann von gestern wieder. Wir unterhalten uns eine Weile: die beiden haben wenig überraschend das gleiche Tagesziel wie wir heute und wollen ebenfalls bis zur Neumannmühle wandern. Wir futtern einen kleinen Snack und geben uns Mühe, trotz der schattigen 6°C und wieder einsetzendem Nieselregen auch etwas zu trinken. Unser Trinkwasser ist… erfrischend.

Etwas weiter erwartet und dafür ein schöner Ausguck, quasi direkt gefolgt von einem weiteren schönen Ausguck. Beide gehören zur Breite Kluft Aussicht. Die Strecke ist einfach herrlich. Und es bleibt sogar halbwegs trocken, so dass die Kamera draußenbleiben kann.

Und weiter geht’s. Leider wird es jetzt wieder etwas nasser, aber noch hält es sich in Grenzen. Außerdem sind wir ja hart im Nehmen. Und überhaupt. Durch den Wilden Grund geht es einigermaßen eben immer weiter, bis wir beim Zurückesteig zur nächsten tollen Aussicht kommen.

Mittlerweile wird es leider wieder nasser, so dass ich die Kamera besser im Rucksack verstecke. Jetzt muss es das Handy tun… Wir laufen die Obere Affensteinpromenade entlang (an Felsen vorbei, die so klangvolle Namen haben wie Zerborstene Scheibe, Zerborstene Wand, Zerborstener Stein und Zerborstener Turm), bis wir zum kleinen Prebischtor kommen. Da es mittlerweile in Strömen regnet, kommt uns dieses als Unterschlupf mehr als gerade recht.

Wir m achen eine Weile Pause und genehmigen uns einen Mittagssnack. Irgendwann hört der Regen zwar nicht auf, lässt aber ein wenig nach. Also setzen wir die Rucksäcke wieder auf und weiter geht’s. Die Felsnamen werden mit jedem Schritt klangvoller: diesmal passieren wir erst den Gespaltenen Kopf und laufen dann am Furz vorbei.

Die Ausblicke zwischendurch sind mit dem aufsteigenden Nebel eine wahre Augenweide. Caspar David Friedrich hätte seine helle Freude gehabt…

Dann geht es die Kleine Domstiege herab. Und weil es so schön ist, haben wir hier wieder eine herrliche Stufen-Ansammlung.

Dann geht es immer bergab, bis wir wieder das Kirnitzschtal erreicht haben (ja genau – darin lag auch die Ostrauer Mühle, wo wir heute Morgen gestartet sind). Wir werfen einen kurzen Blick auf den Beuthenfall (nun ja) und dann geht es ein Stück die Straße entlang.

Ein Stück weiter kommen wir an den Lichtenhainer Wasserfall. Hier ist nicht nur die Endstation der Kirnitzschtalbahn, sondern auch ein Restaurant. Großartig – so ein Stück Kuchen kommt uns sehr gelegen und ein Heißgetränk hilft ebenfalls. Es ist nämlich beim Bergablaufen nicht gerade wärmer geworden. Mama bekommt einen Kaffee. Und weil wir da lieber nicht drüber reden, hole ich mir direkt einen Tee. Der ist lecker.

Weiter geht es, denn es ist halb vier und bis zur Neumannmühle haben wir noch ein gutes Stückchen vor uns. Allzu lange ist es nicht hell, also nehmen wir die Beine in die Hand und laufen los – natürlich bergauf. Das nächste Etappenziel: der Kuhstall.

Auf halbem Weg dorthin kommt uns das Mutter-Tochter-Gespann wieder entgegen. Na nu, wundern wir uns – warum laufen sie denn zurück? Da erklären sie uns, dass sie in Erfahrung gebracht haben, dass wegen der Straßenbauarbeiten der Bus derzeit nicht bis zur Neumannmühle fährt, sondern nur bis zum Lichtenhainer Wasserfall. Da somit von der Neumannmühle kein Zurückkommen ist, haben sie beschlossen, die Etappe hier schon zu beenden.

Puh. Das ist natürlich eine herbe Information, wirft sie doch unsere Pläne ebenfalls über den Haufen. Wir gehen erst mal weiter rauf zum Kuhstall und überlegen derweil, was wir wohl tun werden. Ebenfalls umdrehen? Weiterlaufen bis zur Neumannmühle und einfach ein Taxi rufen? Nun… erst mal Kuhstall, wo wir schon mal fast da sind.

Mittlerweile ist es halb fünf und somit höchste Zeit, weiterzugehen. Nur, wohin? Vor dem Restaurant finden wir einen halben Balken Empfang und rufen bei der Neumannmühle an. Sie bestätigen, dass sie derzeit geschlossen haben (Moment – bei der Zimmersuche waren sie doch bis auf ein Matratzenlager ausgebucht?) und leider bestätigen sie auch, dass der Bus derzeit nicht fährt. Und dann geben sie uns noch den alles entscheidenden Hinweis: an der Neumannmühle gibt es keinen Empfang – wir können daher auch kein Taxi rufen. Dödömm.

Somit ist es also beschlossene Sache: wir gehen zurück bis zum Lichtenhainer Wasserfall und fahren mit der Kirnitzschtalbahn bis nach Bad Schandau. Von dort werden wir dann entweder einen Bus nach Schmilka finden, wo unser Hotel für heute und morgen ist, weil die Neumannmühle eben ausgebucht war – oder wir werden ein Taxi nehmen.

Natürlich fängt es prompt wieder an zu regnen. Aber als wir an der Bahn ankommen, steht diese schon abfahrbereit da. Wir kaufen noch schnell Tickets beim Fahrer und dann setzen wir uns – natürlich mit Maske – in die herrlich warme Bahn. Die vorletzte Fahrt übrigens… Glück gehabt.

Eine halbe Stunde später sind wir in Bad Schandau. Beim Aussteigen ist es kalt und da es hier richtig viel Empfang gibt, rufen wir uns ein Taxi. Zehn Minuten später werden wir vor der Rezeption unseres Hotels abgesetzt und checken ein. Und schon nimmt der Spaß seinen Lauf.

Dazu muss man wissen, dass Schmilka offenbar fast vollständig in der Hand des Helvetia Bio-Hotels ist. Die meisten (der wirklich wenigen) Häuser gehören dazu, die Bäckerei, die Mühle, die Restaurants… na ja, eben fast ganz Schmilka. Bio-Hotel klingt irgendwie gut – ist aber… speziell. Bedeutet nämlich konkret, dass es kein Wlan gibt (ist Teil des Konzepts). Was nicht so schlimm wäre, wenn es im Ort Empfang gäbe. Gibt es aber nicht. Zu Abend essen dürfen wir erst in der zweiten Schicht – und das gilt leider auch für morgen. Mist – wo wir doch hungrig sind.

Im Hotelzimmer angekommen, stellen wir fest, dass es hier belebtes Wasser gibt. Wir wundern uns noch, was das für Quark sein mag, da findet sich auch schon die Lösung (mein Lieblings-Learning des Tages: ‚In Österreich darf Granderwasser (benannt nach Johann Grander) gemäß einem Gerichtsurteil aus dem Jahr 2006 als „aus dem Esoterik-Milieu stammender parawissenschaftlicher Unfug“ bezeichnet werden.‘) Q.e.d.

Wir genießen die heiße (belebte) Dusche, nutzen die Zeit zum Wäsche machen und dann geht’s zum Essen. Das schmeckt ganz gut, scheint uns aber seinen Preis dann doch nicht ganz wert zu sein. Dafür dauert es eine ziemliche Ewigkeit, bis die (fest vordefinierten) drei Gänge ihren Weg an unseren Tisch finden. Anschließend fallen wir todmüde ins Bett.

Gesamtstrecke: 14.5 km
Gesamtanstieg: 511 m
Gesamtabstieg: -334 m
Gesamtzeit: 07:32:08

Sammel-Postkarte zu Etappe 4: „Kuhstall“ von Johann Carl August Richter, Kupferstich, 1. Hälfte 19. Jhd

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