Malerweg Etappe 3: vom Polenztal nach Ostrauer Mühle

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Blick übers Polenztal zum Lilienstein
Blick übers Polenztal zum Lilienstein

Der Weg zum und vom Frühstück ist annähernd trocken. Der Regen hat aufgehört, juhu! Wir packen flugs zusammen und starten – nur, um uns vor der Haustür direkt wieder die Regensachen überzuziehen. So viel dazu. Was soll’s. Der Weg biegt hinters Haus ab, überquert den Fluss und führt direkt in den Wald. Idyllisch geht es neben einem kleinen Bach entlang – selbstverständlich bergauf.

Wir sind wieder einmal baff, wie unfassbar schön die Gegend hier ist. Sogar im Regen. Es ist ziemlich frisch, aber das gefühlt ständige Bergaufgehen lässt kaum mal ein Frieren aufkommen. Im Gegenteil – die Regensachen werden ziemlich schnell ziemlich lästig.

Zum Frühstück gab es natürlich Kaffee und ich hab mir heute sogar eine zweite Tasse gegönnt (nein, wir sprechen nicht weiter drüber) – aber wie der Kaffee nun so dem permanenten Rauschen des Regens lauscht, verlangt es ihn nach Freiheit. Pinkelpausen im Regen sind doof.

Irgendwann kommen wir an einem Wegweiser zum Brand vorbei und mir fällt ein, dass ich davon was gelesen hatte… irgendwas, dass da mit der Brandbaude eine typische und beliebte Location fürs Mittagessen sei oder so. Na, das klingt doch gut und so laufen wir beschwingt und bei nur noch leichtem Regen die letzten Kilometer bis dorthin.

Wir hätten es kaum besser planen können: kurz nach halb zwölf stehen wir plötzlich an der Brandbaude. Eine Wander-Unterkunft mit Gaststätte, 2006 komplett neu aufgebaut und gelegen an einem gigantischen Ausblick übers Polenztal – der „Balkon der Sächsischen Schweiz“, wie sie hier sagen.

Hier ist es echt nett und ich denke mir, dass das sicher auch ein tolles Etappenziel auf dem Malerweg abgeben würde… es war toll, dass wir gestern bei dem Regen nur so eine kurze Etappe hatten – aber eigentlich hätten wir auch locker noch bis hierher weitergehen können. In meinem Kopf formt sich eine neue Etappenplanung… nur für den Fall, dass ich das hier noch mal machen sollte. Jetzt heißt es aber erst mal Essen fassen – wir gönnen uns heute was Süßes, nämlich sehr leckere Plinsen (aka Eierkuchen aka Pfannkuchen… je nach Region) – und natürlich einen Kaffee (na ja… sprechen wir nicht weiter drüber).

Bevor wir wieder aufbrechen, entledige ich mich noch meiner Regenhose. Inzwischen hat der Regen genug nachgelassen, dass es auch prima ohne geht. Auch die Kamera kommt wieder außen dran und wird nicht mehr im Rucksack versteckt.

Hinter der Brandbaude heißt es denn auch praktisch sofort: ins Tal absteigen. Eine schier nicht enden wollende Menge an Treppen und Leitern führt annähernd senkrecht die Felswände entlang runter und eröffnet alle paar Stufen einen neuen phantastischen Blick zwischen Herbstbäumen und Felsen hindurch. Was haben wir doch für ein unglaubliches Glück, hier wandern und das sehen zu dürfen!

Unterwegs treffen wir ein weiteres Mutter-Tochter-Gespann, was auf dem Malerweg unterwegs ist. Was wir schon mal vorweg nehmen können: die beiden werden wir noch häufiger treffen :)

Die Stufen hier haben übrigens den treffenden Namen Brandstufen. Und zwar nicht treffend, weil sie vom Brand runterführen, sondern ganz offensichtlich wegen des Brandes, der sich in den Oberschenkeln bemerkbar macht, wenn man hier runtersteigt. Aua.

Nach ungefähr 2,4 Millionen Stufen unten angekommen, gehen wir ein paar Schritte auf der Straße entlang durchs Tal – und dann heißt es auch schon, auf der anderen Seite wieder raufzusteigen. Natürlich wieder über etwa 2,4 Millionen Stufen. Mit uns können sie’s ja machen… zum Glück sind die hier nicht ganz so steil wie auf der anderen Seite.

Der Regen hat inzwischen ganz aufgehört und so wird es Zeit, nun auch die Regenjacke loszuwerden, die auf dem Weg runter noch für etwas Wärme gesorgt hat. Treppauf ist die nämlich plötzlich und unerklärlich etwa 60° zu warm. Oben angekommen, finden wir uns im Ort Waitzdorf wieder und hier – wir können unseren Augen kaum trauen – leuchtet ein kleiner Fetzen blauer Himmel über uns!

Der Malerweg führt durch den Ort und macht dann einen Umweg von etwa 3km, um – statt einfach geradeaus zu gehen – noch an einem Ausguck vorbeizuführen. Dem Waitzdorfer Ausblick nämlich, wie naheliegend. Na gut… dann gucken wir mal, was es da zu gucken gibt. Und siehe da – es lohnt richtig! (Die Sonne ist natürlich so schnell wieder gegangen, wie sie gekommen war.)

Nach dem Ausguck führt der Weg wieder in den Wald, bevor es – warum auch nicht – wieder etliche Höhenmeter in ein Tal hinab geht. Wir laufen an einem kleinen Bach entlang und genießen das Plätschern des Wassers, bis wir im Ort Kohlmühle herauskommen.

Hinter Kohlmühle führt der Weg ein Stück an einem Bahngleis entlang (fährt hier eigentlich noch ein Zug?) und wir treffen wieder einmal auf das andere Mutter-Tochter-Gespann. Sie sind auf der Suche nach einem direkten Weg nach Ostrau, wo sie die Nacht verbringen wollen. Wir helfen ihnen mit einem Blick auf die (digitale) Karte aus und fragen uns, ob sie sich mit der Abkürzung wirklich einen Gefallen tun – denn der Weg muss die Höhenmeter nun eben auf wesentlich weniger Strecke überwinden. Wir bleiben brav auf dem offiziellen Malerweg (müssen allerdings auch nicht nach Ostrau rein) und sind flugs wieder im Wald.

In einem Bogen gewinnen wir langsam an Höhe, bis wir in Altendorf wieder aus dem Wald heraustreten und hinter dem Ort bereits einen ersten Blick auf die Schrammsteine werfen können, die wir morgen erklimmen werden.

Hinter Altendorf heißt es – was auch sonst – wieder abwärts klettern. Wenig erquicklicherweise finden wir dazu wieder einige Treppen vor, über die sich unsere Knie ganz besonders freuen.

Und dann sind wir plötzlich im Kirnitzschtal, wie wir der plötzlich vorbeizuckelnden Kirnitzschtalbahn entnehmen können. Von hier sind es nur noch ein paar Schritte und dann kommen wir am Zeltplatz Ostrauer Mühle an, unserem heutigen Etappenziel.

Wir suchen ein bisschen, bis wir – natürlich am anderen Ende – die Anmeldung finden, warten dann noch etwas auf den Schlüssel zu unserem Zimmer in der Pension und dann sind wir angekommen. Im Restaurant erfahren wir, dass wir hätten einen Tisch reservieren müssen und können nun nur hoffen, dass wir um 20:30 Uhr noch einen Tisch in der zweiten Schicht bekommen. Alternativen hier zum Essen: keine.

Also duschen wir erst mal und vertreiben uns etwas Zeit auf dem Zimmer. Offline. Online gibt’s hier nicht. Das Tal ist von jeder Form der Drahtlos-Kommunikation abgeschnitten. Es gibt weder Telefon- noch Internet-Empfang. Da nützt leider auch das vermeintliche Wlan des Zeltplatzes nichts, denn das greift scheinbar auf eine Modem-Verbindung zu ;) Aber wir sind ja zum Abschalten hier im Urlaub!

Wir haben Glück und bekommen noch einen Tisch im Restaurant. Das Essen schmeckt und so fallen wir alsbald satt und k.o. ins Bett. Das war eine schöne Etappe.

Gesamtstrecke: 17.62 km
Gesamtanstieg: 461 m
Gesamtabstieg: -506 m
Gesamtzeit: 07:47:38

Sammel-Postkarte zu Etappe 3: „Blick auf die Sächsische Schweiz“ von Ernst Ferdinand Oehme, Bleistift aquarelliert von 1840 (Foto: Hoffmann)

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