Bonifatiusroute Etappe 3: vom Riedberg nach Büdesheim

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Heute viel Grün
Heute viel Grün

Heute Morgen musste ich noch zwei Termine wahrnehmen, darum ist heute eine etwas kürzere Etappe von 16km geplant. Eigentlich… Doch zunächst einmal geht es zu Fuß zurück auf den Riedberg, damit ich wieder nahtlos ansetzen kann.

Quer durch den Riedberg – und danach wird es grüner. Hinter Kalbach darf ich mich sogar über ein paar Meter Schotterweg statt Straßenpflaster freuen. Es geht durch Getreide-, Kartoffel- und Kohlfelder und ab und zu stehen Apfelbäume am Wegrand. Tja, zu dumm, dass noch lange keine Apfelsaison ist.

In den kleinen Orten zwischendurch staune ich immer wieder darüber, wie viele alte Fachwerkhäuschen es im Ortskern noch gibt. Richtig süß – und eine ganz andere Seite als die immer gleichen Fertighaussiedlungen, die überall aus dem Boden sprießen. Außerdem sind die Orte heute überschaubar klein und treten eigentlich in den Hintergrund – viel präsenter ist heute zum Glück eine Menge Grün :)

Als der Weg ein kleines Stück an der Nidda entlang führt, drängt sich der ideale Mittagspausenplatz geradezu auf. Mit Tisch und Bank und Schautafel – und Blick ins Grün und auf die Nidda. Perfekt. Es gibt ein paar Snacks, denn allzu viel Hunger hab ich gar nicht (ok, und zwischendurch immer schon mal am Studentenfutter genascht).

Ich schaue auf die Karte, rechne ein bisschen und denke mir, dass ich eigentlich auch locker weiterlaufen kann als die geplanten 16km. Bisher lief es echt gut und ich hab die Strecke schon fast in der Tasche. Wenn ich ein paar Kilometer drauflege und statt bis Klein-Karben weiter bis nach Büdesheim laufe, hab ich auch wieder Öffi-Anschluss und die morgige – eigentlich auf 25km ausgelegte Strecke – wird nur noch genauso lang wie die heute. Klingt doch nach einem Plan.

Also geht es weiter – lange Feldwegstücke wechseln sich ab mit kleinen Ortschaften. Und heute gibt es sogar mal richtige Feldwege. Unbefestigt. Großartig :)

Hinter Karben passiert dann das, worauf ich schon kaum noch zu hoffen gewagt hab – ich betrete einen richtigen Waldweg! Und nicht nur für ein paar Meter, sondern für über zwei Kilometer! Prompt steigt die Stimmung – und dann steht da auch noch ein Reh und guckt mich an. So (!) hab ich mir das vorgestellt! Verdammt, warum ich hab ich nur keinen Zoom am Handy??

Eine Schautafel kündigt den längsten Nachhaltigkeitspfad Hessens an – und ein Blick auf die Karte dabei zeigt, dass ich da wahrscheinlich noch häufiger dran entlang kommen werde auf den nächsten Etappen. Heißt das womöglich, da wartet noch mehr Wald auf mich? Das wär ja grandios!

Dann kommt mir ein älteres Ehepaar entgegen. Er spricht mich an und fragt, ob ich auch einen Kompass dabei hätte. Vermutlich hat er nicht damit gerechnet, dass ich die Frage bejahen würde (der Rucksack war halt noch weitgehend für den PCT gepackt), denn er schiebt die Frage nach, ob ich denn wüsst, wo ich hin wolle. Ja klar, sag ich ihm, nach Fulda. Ha! Da war kein Halten mehr. Die Bonifatiusroute… hätte er auch mal gemacht… damals… und dann kommt er ins Schwärmen. Dass man durch so traumhafte Gegenden käme, die man sonst als Frankfurter nie sehen würde. Und dann verabschiedet er sich mit „Aber basse se uff! Die Vogelsberger sin wilde Leute!!“ Lach… ich bedanke mich für den Rat und verspreche, auf mich acht zu geben. Mit einem breiten Grinsen laufe ich weiter.

An einer weiteren Station des Nachhaltigkeitspfades trete ich zum Fotografieren einen Schritt neben den Weg – und als ich wieder zurücktrete, merke ich auch schon das Brennen an den Fußgelenken. Argh – Brennessel übersehen. Na ja… halb so wild. Vergeht auch direkt wieder.

Dann komme ich aus dem Wald heraus und vor mir taucht bereits Büdesheim auf, das heutige Etappenziel. Gleichzeitig macht sich ein merkwürdig unangenehmes Gefühl im Magen breit, begleitet von latenter Übelkeit. Was soll das denn jetzt?

Die letzten Meter führen nicht einmal quer durch Büdesheim, sondern direkt zweimal – offenbar will der Weg, dass man alles vom Ort mal gesehen hat. Ist aber auch schön :)

Und dann ist es vollbracht. Ich biege ab zum Bahnhof und wie ich da so zehn Minuten auf den Zug warte, stelle ich fest, dass ich echt Hunger hab. Also noch einen Riegel und den Rest Studentenfutter gemampft – und dann ab nach Hause.

71km down, 112km to go.

Andenken des Tages: eine Blase an der linken Ferse (tatsächlich erst beim Duschen bemerkt), und krass rotgeschwollene und brennende Fußgelenke. Blöde Brennessel.

Erkenntnis für den PCT: Augen auf, wo man hintritt. Brennessel ist harmlos, Poison Oak ist es nicht.

Gesamtstrecke: 21.14 km
Gesamtanstieg: 167 m
Gesamtabstieg: -161 m
Gesamtzeit: 04:55:02

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