Bonifatiusroute Etappe 2: von Kriftel zum Riedberg

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Blick auf die Frankfurter Skyline
Blick auf die Frankfurter Skyline

Das Aufstehen ist weniger schmerzhaft als befürchtet. Was allerdings weit entfernt ist von schmerzfrei. Nach dem Frühstück werfe ich mich wieder in die Wanderklamotten – nur diesmal keine kurze Hose, denn die verbrannten Kniekehlen würden mir das kaum verzeihen. Und dann geht es mit den Öffis zurück nach Kriftel, um die Wanderung da fortzusetzen, wo wir gestern aufgehört haben.

Die heutige Etappe soll mich in 21 Kilometern über Eschborn auf den Riedberg führen. Noch in Kriftel gibt es das erste coole Erlebnis, als mich auf einem Spielplatz eine Mutter auf meinen Rucksack und meine vermeintlich größere Wanderung anspricht. Wir schnacken eine Weile und wieder einmal wird mir klar, dass es die Begegnungen mit Menschen sind, die das Solo-Wandern so faszinierend machen. Offenbar lädt man alleine und mit Rucksack sehr viel mehr dazu ein, angesprochen zu werden.

Hinter Kriftel geht es durch Felder, ab uns zu durch kleinere Wäldchen und gelegentlich ein Dorf. Heute sind wesentlich weniger Leute unterwegs als gestern am Feiertag. Der bedeckte Himmel lässt die Temperaturen ein wenig angenehmer sein. Genauso unangenehm wie gestern ist allerdings, dass es praktisch ausschließlich über gepflasterte Wege geht. Es scheint fast, als hätte die Bonifatiusroute den Anspruch, rollstuhlgerecht zu sein. Super zum Fahrradfahren, aber für die Füße eine echte Qual. Entsprechend schmerzt insbesondere der rechte Fuß heute bei jedem Schritt.

Nützt aber alles nix. Eine kleine Pause inmitten von Feldern zur Stärkung und weiter geht’s. Ich komme an einem Feld vorbei, dessen Rand mit lauter bunten Blumen gesäumt ist. Und was es bislang überhaupt nicht gab – nicht mal gestern beim Essen draußen – gibt es hier in Hülle und Fülle: Bienen und Hummeln. Überall summt und brummt es in den Blüten – herrlich!

Gegen Mittag gibt der Fuß irgendwann das Jammern auf – nur um vom Knie abgelöst zu werden, das sich auf einmal wie verdreht anfühlt. Na großartig. Läuft bei mir. Vielleicht sollte ich schon mal den Antrag auf Invalidität ausfüllen…

In Sulzbach geht es durch einen wunderschönen grünen Park (natürlich auf gewalzten Schotterwegen) und dann stehe ich direkt vor einer Trattoria. Das passt zeitlich hervorragend und so wird die örtliche, Corona-geplagte Gastronomie unterstützt. Nach einem Tomatensalat und Pizzabrot tut auch das Knie nicht mehr weh. Jedenfalls, bis ich aufstehe und den ersten Schritt mache. Herrje…

Weiter geht es durch lauter Felder, rechterhand am Horizont immer die Frankfurter Skyline in ihrer ganzen Pracht. Ein besonderes Highlight zwischendurch: das Arboretum vor Eschborn.

In Eschborn hoffe ich auf einen Kaffee, aber der einzige Kaffee to-go am Weg kommt leider nicht aus einer Siebträgermaschine (ja, ich bin zwar Kaffeejunkie, aber leider auch wählerisch, was meinen Kaffee angeht) und so laufe ich weiter.

Das Knie zu ignorieren kostet mehr und mehr Überwindung. In Niederursel geht es mitten durch die Altstadt, die mit ihren vielen kleinen Fachwerkhäuschen wirklich niedlich aussieht. Hier könnte ich prima in die U-Bahn nach Hause einsteigen, die just vor meiner Nase hält – aber nein, ich will ja noch weiter zum Riedberg.

Dahin ist es zum Glück nicht mehr weit. Und gerade, als ich den äußersten Rand des Riedbergs erreiche, fällt der Schmerz vom Knie ab. Leider fällt er nicht ganz herunter, sondern bleibt dummerweise am Hacken hängen. Grrr.

Dann ist es geschafft und ich stehe vor meinem heutigen Etappenziel, dem Bonifatiusbrunnen. Diese Quelle soll der Legende nach in der Nacht entsprungen sein, als die Gebeine des Hl. Bonifatius hier auf seinem Weg nach Fulda ruhten.

Nun denn – am liebsten würde ich zwar hier sitzen bleiben, denn mittlerweile tut alles weh. Aber bevor wegen meiner Gebeine hier noch irgendwas passiert, mache ich mich lieber auf den Weg nach Hause. Nur 2,5km – heute kann ich nach Hause laufen.

Ich hole noch schnell ein paar Kekse und zu Hause wartet der heiß ersehnte Kaffee auf mich. Weitere 21km Bonifatiusroute sind geschafft. Jetzt ist erst mal Wochenende und damit 2 Tage Erholung angesagt.

50km down, 133km to go.

Andenken des Tages: Stark schmerzendes rechtes Knie und schmerzende Füße. Und die Erinnerung an viel Grün.

Erkenntnis für den PCT: kein Berg kann so schlimm sein wie 50km auf Beton.

Gesamtstrecke: 21.28 km
Gesamtanstieg: 163 m
Gesamtabstieg: -147 m
Gesamtzeit: 06:05:13

2 Kommentare

  1. Liebe „einsame“ Wanderin,
    Wenn Du quasi vor unserer Haustür vorbei spazierst und nicht Bescheid gibst, dann bist ja selbst schuld, dass Du keinen Kaffee zum Gehen bekommst, mind 3 kleine bis mittelgroße Zwerge hätten ihn Dir liebend gern am Wegesrand gereicht….auch aus einer Siebträgermaschine!
    Eine schöne Reise weiterhin und weniger schmerzende Füße :)

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