Heute geht es also los. Auf der ersten Etappe begleitet mich Dominik – dem Feiertag sei Dank. Wir starten mit einer Monsteretappe und wollen heute bis nach Kriftel. Das sind 28,5km offizielle Bonifatiusroute. Zunächst allerdings laufen wir bis zur S-Bahn (1,3km) und fahren nach Mainz. Natürlich mit Maske und möglichst Abstand zu den anderen Fahrgästen. An Vatertag tatsächlich nicht soo einfach. In Mainz angekommen, laufen wir zum Dom, dem Startpunkt der Bonifatiusroute (1,2km) – und erfreuen uns schon mal an den Mainzelmännchen, die uns von den Ampeln anlachen.
Die Wanderroute hatte ich zuvor als GPS-Track nach komoot importiert. Nix geht über Wandern mit Navi ;) Das braucht es allerdings auch, denn am eigentlichen Startpunkt steht kein Schild oder sonst irgendwas, das auf die Bonifatiusroute hindeutet – oder ich seh’s einfach nicht. Doch die große Statue des Hl. Bonifatius kann eigentlich kein schlechtes Zeichen sein – und so machen wir uns kurz nach elf endlich auf den Weg.
Die Touristeninfo hat wegen des Feiertags geschlossen und so verzichte ich darauf, mir ein Stempelheftchen zu holen. Wandern geht ja auch, ohne sich laufend irgendwo Stempel abzuholen. Zumal viele Stempelstellen wegen Corona vermutlich eh noch zu sind.
Vom Dom geht es also zunächst über die Rhein-Brücke nach Mainz-Kastel und dann weitgehend am Rhein und anschließend am Main entlang. Auf gepflasterten Wegen – und gemeinsam mit vielen Vatertags-Radlern und Spaziergängern. Schön ist es trotzdem.
In Mainz-Kostheim kommen wir an einem Restaurant vorbei, das mich sofort mit seinem Schild „wir haben Rhabarberkuchen mit Baiser“ catcht – doch leider ist draußen kein Platz mehr und drinnen wollen wir bei dem mega Wetter nicht. Ein paar Schritte weiter gibt es aber noch genug Platz – wenn auch ohne Rhabarberkuchen. Lecker ist es trotzdem.
Frisch gestärkt laufen wir weiter – schließlich ist erst ein Bruchteil der Strecke geschafft. Die Landschaft, durch die wir laufen, besteht im Wesentlichen aus Feldern und Weinhängen, ab und zu mal ein paar Bäume dazwischen. Eigentlich wunderschön. Was sich bald rächt, sind die gepflasterten Wege, über die es die ganze Zeit geht. Das noch fuß-schonendste sind planierte Schotterwege. Nur sehr sehr selten findet man mal etwas vor, was entfernt an Wanderweg erinnert.
Entsprechend melden sich irgendwann die Füße zu Wort… Zeit, bei einem Abstecher nach Hochheim umzusatteln. Wie praktisch, dass hier eine Rennschnecke bereitsteht!
Auch ein schönes Erlebnis: ein einsamer Vatertags-Wanderer kommt uns entgegen. Aus seinem Rucksack schallt laut Dirty Dancing Musik. Und nun, junger Padawan, weißt du auch, warum du an einem solchen Tag alleine wanderst.
Ein Stück weiter, bei Wicker, heißt es dann aufrüsten – die Rennschnecke wird gegen einen Löwen eingetauscht. Mittlerweile sind die Füße deutlich spürbar. Und leider wird die Wegbeschaffenheit nicht fußfreundlicher. Das beste, was uns passiert, sind gewalzte Schotterwege. Von Beton leider nicht weit weg.
Es geht noch lange weiter durch Weinhänge und Felder voller Getreide und Obstbäume. Und irgendwann sogar voller reifer Erdbeeren – und die duften! Wie gemein! Doch irgendwann rückt Kriftel in greifbare Nähe. Ein Blick auf Fahrplan und Uhr lässt uns, schmerzender Füße zum Trotz, noch einmal Gas geben – und so erreichen wir den S-Bahnhof genau mit Einfahrt der S-Bahn nach Frankfurt.
Noch einmal umsteigen in die U-Bahn und dann humpeln wir mit letzter Kraft die letzten 500m nach Hause.
Von der Bonifatiusroute sind 29km geschafft. Uns haben heute in Summe 32km echt geschafft. Und morgen früh will ich direkt wieder los? Gerade fühlt es sich ganz und gar nicht so an…
29km down, 154km to go.
Andenken des Tages: fies verbrannte Kniekehlen und Waden und brachial schmerzende Füße. Autsch.
Erkenntnis für den PCT: am ersten Tag auf keinen Fall die 20 Meilen (32km) bis Lake Morena durchlaufen, auch wenn es da das erste Mal wieder sicher Wasser gibt.
Gesamtanstieg: 220 m
Gesamtabstieg: -185 m
Gesamtzeit: 07:11:22