Zu Besuch beim Holzschnitzer

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Gamulis

Das Wetter ist heute nicht so der Brüller – Esso zeigt sich wolkenverhangen und nieselig. Macht aber nichts, denn heute ist Kulturprogramm angesagt. Wir gehen ins ethnografische Museum und erfahren einiges über das Leben der Ureinwohner Kamtschatkas. Museen sind ja nicht so unbedingt meins, aber das hier ist echt nett gemacht. Bei den Ureinwohnern handelt es sich um drei wesentliche Gruppen: Itelmenen, Korjaken und Ewenen. In nachgebauten Behausungen bekommen wir einen Eindruck davon, wie hier noch vor gar nicht sooo langer Zeit gelebt wurde. Sagen wir mal – tauschen müsste ich jetzt nicht unbedingt.

Im Souvenirshop des Museums finden wir eine Menge kleiner holzgeschnitzter Gamulis. Mensch, die sehen ja aus wie die aus dem Fernsehen. Kurz bei der Museumsleitung nachgefragt und siehe da: die sind tatsächlich von Oleg Kotschetkow. Moment – nicht Koreljow? Nein, sie ist sich ganz sicher: der Mensch heißt Kotschetkow. Und wie der Zufall es will, steht er plötzlich am Eingang des Museums. Joa, das ist er. Aus der Doku. Da hatten sie wohl seinen Namen falsch notiert. Regina bespricht sich kurz mit ihm und prompt dürfen wir am Nachmittag zu Besuch in seine Werkstatt kommen.

Gesagt, getan – wir besuchen Oleg Kotschetkow in seiner Holzschnitz-Werkstatt. Die ist nicht viel mehr als eine Garage, die über und über mit Holz und geschnitzten Figuren vollgestapelt ist. Zuerst ist Oleg etwas schüchtern. Aber dann blüht er auf und erzählt und erzählt. Und zeigt uns stolz wie Bolle seine Schnitzwerke. Die sind allerdings echt beeindruckend. Und zu jedem gibt es eine Geschichte aus den Mythen der Ureinwohner.

Und von der Fernsehdoku erzählt er. Und schimpft. Eine deutsche Produktion sei es gewesen. Aber sein Geld hätte er dafür nie erhalten. Betretenes Schweigen. Wir machen ein kleines bisschen wieder wett – indem wir eine Menge seiner Gamulis erstehen ;)

Mit den Gamulis ist das nämlich so: das sind Geister, die im Vulkan leben. Nachts fliegen sie übers Meer und fangen Wale. An jedem Finger einen bringen sie die Wale dann nach Hause und veranstalten ein Festessen. Nach dem Schmaus rauchen sie gemütlich ein Pfeifchen – der Rauch der Pfeifen steigt dann aus dem Vulkan auf und ist weithin zu sehen. Danach verlangt es ihrer Seele nach Musik und sie beginnen, die Trommeln zu schlagen. Und wenn sie dann im Rhythmus der Trommeln anfangen, mit den Füßen zu stampfen, dann erzittert die Erde, der Vulkan rumpelt und ein Beben beginnt.

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