PCT Packliste: die Big 3

Veröffentlicht am
Big 3: Zelt, Rucksack, Schlafsystem
Big 3: Zelt, Rucksack, Schlafsystem

Wie schon erwähnt, hat man die größte Chance zum Gewichtsparen bei den sogenannten Big 3. Darunter werden Zelt, Schlafsystem und Rucksack verstanden. Darum werfe ich heute mal einen Blick auf „meine“ Big 3.

Zelt.
Oder: my home is my castle

Tatsächlich war das Zelt meine erste richtige Anschaffung für den PCT. Und das war sogar eher dem Zufall geschuldet. Denn noch bevor ich ein Permit hatte, gab es da dieses Angebot in einem Ultraleicht-Forum: ein noch gänzlich unbenutztes Zpacks Duplex für 200 Euro unter dem Original-Kaufpreis in Deutschland. Ich hatte noch nicht mal ein Permit und das Zelt (oder eins dieser Art) noch nie ausprobiert – aber die Gelegenheit konnte ich einfach nicht vorbeiziehen lassen. Der Verkäufer saß in Berlin – keine 200m neben einem Termin, den ich dort hatte. Bei so viel Zufall muss es eigentlich ein Zeichen sein, dachte ich – und hab meinen ersten PCT Ausrüstungskauf getätigt.

Nun bin ich stolzer Besitzer eines Ultraleicht-Zeltes, in das ich ganz bequem mit all meinem Gepäck reinpasse – und das unfassbare 610g auf die Waage bringt. Zuzüglich knapp 100g Heringe, die leider weder im Gewicht noch im Preis inklusive sind ;)

Zu Hause wurde dann bei nächster Gelegenheit probe-aufgebaut: mega! Alles richtig gemacht. Bin gespannt, was die filigrane Folie von der gefühlten Stärke einer dieser Tüten, die es in der Gemüseabteilung im Supermarkt gibt, zu einem halben Jahr schonungsloser Dauerbenutzung sagt.

Das Zelt ist ein Einwandzelt (es gibt also kein Innen- und Außenzelt) und es ist nicht freistehend. Das heißt, man muss es zwingend mit Heringen abspannen, damit es überhaupt steht. Dafür verzichtet es auf ein Zeltgestänge und kommt stattdessen mit den zwei Trekkingstöcken aus, die man eh dabei hat.

Die Farbe spruce-green bedeutet nix weiter, als dass es sich um ein etwas stabileres Material handelt. Ehrlich gesagt mag ich mir nicht ausmalen, wie das normale, noch dünnere Material sich anfühlt – bei diesem Exemplar hat man schon praktisch nichts zwischen sich und der Wildnis ;)

Schlafsack.
Oder: wo es keine Kompromisse geben darf

Für mich gefühlt der wichtigste Ausrüstungsgegenstand. Es gibt nichts schlimmeres, als nach einem anstrengenden Tag nicht vernünftig schlafen zu können, weil man friert. Darum gibt’s für mich beim Schlafsack auch keine Kompromisse. Und darum ist es für mich auch definitiv ein Schlafsack und kein Quilt. Der wäre zwar leichter, aber er hätte keine Kapuze und wäre auch mehr eine Decke als ein Sack – dem Konstrukt trau ich irgendwie nicht über den Weg, auch wenn viele Thru-Hiker drauf schwören.

Bislang hatte ich einen sehr guten Kunstfaserschlafsack im Einsatz, der mir seit dem Abi (jepp, lange her) wirklich gute Dienste geleistet hat. Inzwischen hat er aber doch deutlich an Wärmeleistung eingebüßt und so war es in Nepal trotz zusätzlichem Inlet schon teilweise arg kalt in den Nächten. Außerdem ist Kunststoff deutlich schwerer als Daune und so musste ein neuer Schlafsack her.

Und endlich einmal rentiert es sich, klein zu sein: ein kürzerer Schlafsack bedeutet automatisch weniger Gewicht. Yeah!

Das Schmuckstück, das ich mir ausgesucht habe, ist ein Western Mountaineering Apache MF. Der ist auf -4 °C Komforttemperatur ausgelegt und hat eine etwas wetter-resistentere Außenhülle (das MF im Namen) – die macht ihn etwas schwerer, aber das wird durch meine Kürze wieder ausgeglichen. Die robustere Außenhülle lässt mich hoffen, dass auch etwas Kondenswasser nicht gleich dazu führt, dass der Schlafsack verklumpt. Nasse Daune ist nämlich leider komplett unbrauchbar und wäre somit eine größere Katastrophe.

Der Schlafsack schlägt mit überschaubaren, aber eher nicht ultraleichten 917g inklusive wasserdichtem Packsack zu Buche. Ob ich den separaten Packsack wirklich nutze oder nur einen Packliner, muss ich noch entscheiden.

Isomatte.
Oder: wie man sich bettet…

Einige Thru-Hiker schwören auf die quasi unkaputtbaren dünnen Schaumstoff-Faltmatten. Am besten noch eingekürzt auf Torso-Länge, denn die Beine kann man ja auch auf den Rucksack betten. Nun bin ich ja nicht mehr die allerjüngste und will meinem Rücken zumindest nachts mal was gönnen, wenn ich ihn tagsüber schon malträtiere, und so bin ich schon vor längerer Zeit umgestiegen auf die Luxusversion unter den Isomatten: eine Therm-a-Rest NeoAir XLite. Die kann man auf knapp 10cm Dicke aufblasen, liegt phantastisch warm darauf und kann sogar auf der Seite schlafen, ohne dass einem am nächsten Morgen alles weh tut. (Natürlich tut es das trotzdem, aber das liegt dann zumindest nicht an der Isomatte.)

Die Isomatte bringt 350g auf die Waage.

Zelt, Schlafsack und Isomatte hab ich übrigens Weihnachten mal draußen getestet und eine Nacht bei meinem Schwesterherz im Garten gepennt. Minusgrade sehr gut überlebt – aber beschlossen, dass die lange Unterwäsche zum Schlafen doch etwas dicker sein sollte, damit neben Überleben auch etwas Genuss dabei ist ;)

Rucksack.
Oder: das Lastentier

Rucksäcke sind nun wieder eine Wissenschaft für sich. Mit Gestell oder ohne? Mit Rückennetz oder ohne? Per se wasserdicht oder separate Regenhülle? Es liegt zwar nahe, beim Rucksack noch mal richtig Gewicht sparen zu wollen – aber leider sind ultraleichte Rucksäcke auch nur auf ultraleichte Lasten ausgelegt. Da mein Basisgewicht schon nicht ultraleicht ist (zur Erinnerung: ultraleicht wäre bis 5kg) und ich in der Wüste auch noch etliche Liter Wasser mitschleppen muss, lande ich u.U. streckenweise bei über 16kg Gesamtgewicht. Damit sind viele Ultraleicht-Rucksäcke überfordert. Also muss wohl oder übel ein etwas stabilerer Rucksack her, der einen auch solche Lasten noch bequem tragen lässt.

Zunächst hab ich also mal geschaut, was denn so typische Rucksäcke auf dem PCT sind. Sehr beliebt sind die wasserdichten Modelle von Hyperlite Mountain Gear, einer kleinen amerikanischen Schmiede. In Deutschland schwierig zu bekommen und noch schwieriger zu testen, aber in Krefeld gibt es einen Laden… also dort hingefahren und den hochgelobten HMG Windrider getestet – und für ok, aber nicht für so richtig überzeugend befunden. Der Rucksack ist aus sehr leichtem, wasserdichten Material, hat aber kaum eine (für mich) vernünftige Rückenlösung, so dass jedes Stück, was man blöd packt, direkt im Rücken spürbar ist. Zudem hat er keine Lastenkontrollgurte, mit denen man das Gewicht ordentlich an den Körper ziehen könnte. Kurzum: schlecht war er nicht, aber ich hab auch nicht hurra gerufen.

Also erst mal wieder zurück und im Globi einen zweiten, sehr verbreiteten Rucksack probiert: den Osprey Exos. Fand ich super, trug sich – für mich – deutlich bequemer als der HMG, allerdings führen sie ihn nicht in der größeren Variante (und die verfügbare reichte beim Testpacken nicht). Die Rückenlösung hier ist zwar extrem komfortabel (ich hatte den Eindruck, der Rucksack würde sich regelrecht ankuscheln), allerdings ist das Ganze so gefedert, dass der Pack beim Treppensteigen regelrecht hüpft – ich war mir nicht sicher, ob das im Gelände auch so wäre und ob das nicht irgendwann nervt. Außerdem ist er nicht wasserdicht und man bräuchte also eine separate Regenhülle, die bei Dauerregen auch nicht verhindern könnte, dass sich der Pack über die Schultergurte vollsaugt. Wasserdicht fänd ich also irgendwie schon sehr cool.

Also hab ich erst mal weiter recherchiert und bin eher zufällig über den Katabatic Gear Onni LiteSkin gestolpert. Ebenfalls eine kleine amerikanische Schmiede und in Deutschland schon mal gleich gar nicht zu bekommen. Aber der Pack scheint alles zu vereinen, was ich suche: er ist wasserdicht, sehr leicht, hat eine ordentliche Rückenlösung, Lastenkontrollgurte, Hüfttaschen… wenn er denn dann auch bequem ist. Da man ihn in Deutschland nicht testen kann, war es mal wieder Zeit für eine Bestellung beim neuesten Austrüster meines Vertrauens: outsoorline.sk in der Slovakei. Gehört praktischerweise zur EU (keine nervigen Zoll-Formalitäten und -kosten) und der Versand geht ratzfatz – und Peter, der Inhaber, legt jeder Bestellung sogar eine persönliche Notiz bei. Sehr cool :)

Als der Rucksack dann zu Hause ankam, machte er einen positiven ersten Eindruck. Er ist sehr leicht, fühlt sich aber wertig und stabil an. Also einmal testpacken mit allem, was an Ausrüstung schon da ist. Und mit vier Litern Wasser – die waren bei den anderen Rucksäcken zuvor häufig schwierig unterzukriegen. Der erste Eindruck bestätigt sich. Ich bekomme gut alles rein (da wird auch noch Essen für ein paar Tage reinpassen), sogar der Bärenkanister passt quer mit rein, wenn man das möchte (kann aber auch obendrauf geschnallt werden) und man kommt sogar superbequem an die Trinkflaschen, wenn man den Rucksack aufhat. Das Tragegefühl ist ziemlich gut – und bestätigt sich auch auf einer weiteren kleinen Testwanderung im Taunus.

Halleluja, ich glaub, ich habe meinen Rucksack gefunden :)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert