Etappe 5: Barranco Camp (3.900m) bis Karanga Camp (3.995m)

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Phantastischer Blick zum Mount Meru
Phantastischer Blick zum Mount Meru

Heute durften wir ein wenig ausschlafen – und so weckt uns kurz nach sieben ein Hubschraubergeräusch. Oha. Bereits gestern hatten wir gesehen, dass sich ganz in der Nähe ein Hubschrauber-Landeplatz befindet. Heute ist offenbar ein Rettungseinsatz. Scheint, als wäre da jemandem der Lava Tower nicht gut bekommen. Einmal wach, stecken wir unsere Nasen aus dem Schlafsack und stellen einmal mehr fest, dass es bitterkalt ist. Da aber auch die Blase voll ist, hilft es alles nix – wir müssen raus. Der Zeltplatz liegt noch im Schatten, weil sich die Sonne noch nicht über die umliegenden Felswände gekämpft hat, und so ist unser Zelt auch noch schön von einer dünnen Eisschicht überzogen.

Kaum sitzen wir im Frühstückszelt, ertönt bereits der nächste Rettungshubschrauber. Und es soll nicht der letzte sein. Vier Einsätze beobachten wir alleine in der kurzen Zeit, bevor wir die heutige Etappe starten. Später sollen wir lernen, dass gestern Abend wegen des Wetters kein Hubschrauber fliegen konnte und deshalb heute Morgen extra viel los war.

Der Blick aus unserem Frühstückszelt ist atemberaubend – und wird noch besser, als es die Sonne über den Berg geschafft hat und der Zeltplatz endlich in der Sonne liegt.

Nach dem Frühstück folgt wie üblich der Medical Check – alles in bester Ordnung.

Medical Check am Morgen:

  • Befinden: 10/10
  • Sauerstoff: 93
  • Puls: 109 (oops)
  • Lunge: frei
  • Kopfschmerzen: nein
  • Übelkeit: nein
  • Übergeben: nein
  • Durchfall: nein
  • Diamox: nein

Der Grund, warum wir heute etwas ausschlafen durften, ist, dass wir einige Gruppen vorlassen wollen. Heute schiebt sich nämlich das komplette Lager die Barranco Wall hinauf. Dabei handelt es sich um eine annähernd senkrechte Felswand, die direkt am Lager gute 300m in die Höhe ragt. Hier müssen alle rauf. Während wir allerdings nur bis zum Karanga Camp gehen, werden einige der Gruppen dort nur Zwischenstopp machen und direkt weiter ins Barafu Camp gehen. Damit sie also nicht gar zu spät ankommen, dürfen sie hier als erste starten.

Die Wand hinauf ist ein echtes Spektakel. Teilweise ist Klettern angesagt und es kommen Hände und Füße gleichermaßen zum Einsatz. Gut, dass Rashid uns direkt aufgetragen hat, Handschuhe anzuziehen, sonst wäre das scharfkantige Lavagestein teilweise echt fies. Touris und Träger… alle schieben sich Meter für Meter die Wand hinauf.

An ein paar Stellen hilft Stan mir mit gekonntem Griff kräftig und schnell über einen besonders großen Schritt hinweg – und zum Glück merke ich erst, dass ich gerade über einen schwindelerregenden Abgrund gesprungen bin, als ich schon drüber bin. Reicht trotzdem kurz für ganz gut Adrenalin.

Das Kraxeln hier oben verbraucht ganz schön Sauerstoff, besonders mit so kurzen Beinen wie meinen. Also schnaufen wir uns die Wand hinauf und staunen, dass es trotz allem überraschend wenig anstrengend ist. Ein Hoch auf die Akklimatisierung am Lava Tower! :)

Noch eine kleine Stau-Pause für ein schnelles Foto genutzt – und dann haben wir es auch schon fast geschafft. Oben angekommen erwartet uns ein wirklich spektakulärer Ausblick.

Mit Blick auf Mount Meru, den zweithöchsten Berg Afrikas, der phantastisch über den Wolken hervorlugt, machen wir eine Teepause. Das ist gleichzeitig die heutige Akklimatisierung, denn wir sind hier mit 4.230m auf dem höchsten Punkt dieser Etappe.

Wer jetzt glaubt, dass es dann von hier ja wohl nur noch bergab gehen muss, irrt gewaltig – denn wir müssen noch ein mal ganz ordentlich ein Flusstal hinab- und andere Seite wieder hinaufsteigen.

Aber immerhin geht es uns sehr gut dabei, was man nicht von allen behaupten kann. Unterwegs treffen wir eine Dame, der es offenbar ganz furchtbar geht – sie sitzt wie ein Häufchen Elend am Wegrand und kann scheinbar kaum weiterlaufen. Zu allem Überfluss gehört sie auch noch zu denen, die direkt bis ins nächste Lager weiter wollen – das Basislager auf 4.600m. Puh… da haben wir echt Glück. Wir haben es heute nicht mehr allzu weit.

Auf dem letzten Stück trennt sich unser kleines Trüppchen und die langbeinigen (Stan und Dominik) gehen vor, währen die dackelbeinigen (Rashid und ich) etwas langsamer nachkommen. Ich unterhalte mich recht viel mit Rashid und erfahre viel darüber, wie sich die Bedingungen für Träger in den letzten Jahren (zum Positiven) verändert haben, aber auch, welche krassen Dinge er am Kili schon selbst erlebt hat.

Auf dem letzten Stück kommen uns wieder zwei unserer Träger entgegen und nehmen uns die Rucksäcke ab – so ist der letzte Anstieg fast ein Klacks und wir können uns schon bald im Lager ins Register eintragen.

Sogleich gibt es dann auch schon Mittag – und wir trauen unseren Augen kaum, denn nach der heiß ersehnten heißen Suppe gibt es heute: Pizza. Unfassbar.

Am Nachmittag lese ich ein wenig in Rashids Kilimanjaro Führer und dann gehen wir noch ein kleines Stück den Berg hinauf. Zum Akklimatisieren taugt das zwar nicht, weil wir heute schon mal höher waren als wir hier sinnvoll gehen könnten – aber was soll’s. Beim Laufen ist es zumindest nicht kalt.

Zwischendurch geben wir unseren beiden Guides eine Runde Muffins aus – die haben wir nämlich nach der gewaltigen Pizza mittags nicht mehr geschafft. Trotz all der Wanderei können wir hier oben irgendwie immer nur Mini-Portionen essen. Mehr geht beim besten Willen nicht rein. Wir sind pappsatt. Meist schon nach der Suppe.

Zurück im Lager ist noch etwas Freizeit und so ziehe ich noch ein mal mit der Kamera los. Doch vorher geht’s noch mal flugs ins Klozelt. Wobei… flugs ist relativ. Das Zelt steht mal wieder zwei Meter tiefer… d.h. die paar Schritte von dort zurück lassen mich keuchend innehalten. Und weil es einfach dazugehört, hier mal ein Blick auf unseren Keramik- Plastik-Thron:

Nach dem Abendessen gibt es noch den üblichen Medical Check (zum Glück haben wir die Wärmflaschenhasis schon) und dann geht es auch schon ins Bett. Es ist wieder bitterbitterbitterkalt.

Medical Check am Abend:

  • Befinden: 9/10 (bin müde)
  • Sauerstoff: 90
  • Puls: 86 (geht doch!)
  • Kopfschmerzen: nein
  • Übelkeit: nein
  • Übergeben: nein
  • Durchfall: nein
  • Diamox: nein
Gesamtstrecke: 4.27 km
Gesamtanstieg: 469 m
Gesamtabstieg: -425 m
Gesamtzeit: 03:40:27

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