Der Morgen beginnt sandig. Man kann es nicht anders sagen. Wir wühlen uns aus unseren Schlafsäcken durch eine ganze Menge schwarzen Sand (um das Wort Dreck zu vermeiden), fegen von den Rucksäcken im Vorzelt eine weitere zentimeterdicke Schicht aus schwarzem Sand und kämpfen uns nach draußen. Hier herrscht mittlerweile wettertechnisches Friede-Freude-Eierkuchen und nichts am strahlend blauen Himmel deutet mehr auf die sanfte Brise hin, die in der Nacht einige der Heringe samt umgebenden Boden herausgerissen hat. Wir waschen also Tassen, Töpfe und Haferl aus und setzen erstmal Kaffeewasser an.
Einen heißen Kaffee in der Sonne und eine Portion Müsli später sieht das Zelt – nein, auch noch nicht besser aus. Hilft alles nichts, wir funktionieren Handtücher in Wischlappen und Töpfe in Putzeimer um und beginnen mit dem Großreinemachen. Außenzelt, Innenzelt – beides von außen und innen – und zuguterletzt das Groundsheet. Zumindest hat das Gestänge keine größeren Blessuren abbekommen außer einer etwas stärkeren Biegung als vorher. Sieht aber zum Glück ungefährlich aus. Als wir mit dem Hausputz fertig sind, fühlt es sich im Magen verdammt nach Mittagszeit an und ein Blick auf die Uhr gibt dem Magen auch fast recht. Wir beginnen unsere heutige Etappe also erstmal mit einer Pause. Hat ja auch was für sich, zumal es bis zum heute geplanten Ziel Suzie Lake eh nicht allzu weit ist.
Anschließend starten wir frisch gestärkt um den Lake Tamarack herum und wieder zum TRT / PCT hinauf. Der Ausblick ist bei dem Wetter noch grandioser als gestern, dafür brennt die Sonne erbarmungslos vom Himmel und mit Schatten sieht es heute eher schlecht aus. Wir laufen durch eine Gegend, die außer hellgrauen Felsen, die sich von knapp 3.000 m hohen Bergkämmen bis hinunter auf gut 2.000 m See-Niveau erstrecken und den besagten Seen, die dunkelblau in der Sonne leuchten, nur vereinzelte Nadelbäume vorzuweisen hat, die sich von Wind und Wetter gebeutelt an die Felshänge klammern. Beim Betrachten schwanken wir zwischen Begeisterung, Faszination und Ehrfurcht. Und immer wieder ist da die Erkenntnis, wie unwirtlich diese Schönheit wird, sobald man sich vom Seeufer entfernt.
Es dauert nicht lange, bis wir an Lake Aloha ankommen. Am Tag vorher hat noch ein Wanderer behauptet, dass es hier den einen oder anderen schönen Platz zum Zelten gäbe, aber je weiter wir kommen, desto mehr bezweifeln wir diese Aussage. Es ist eine Landschaft, die uns an den Mond denken lässt. Nichts als Fels, dazwischen einzelne tief dunkelblaue Wasserflecken. Der eigentlich (und auch laut Karte) große Lake Aloha ist dank der Trockenheit auf überall versprenkelte Wasserlöcher zusammengeschrumpft. Dazwischen zeigt sich jetzt überall der felsige Untergrund. Und auch hier brennt die Sonne vom blauen Himmel. Es ist ein faszinierender Anblick, aber ein Zelt wollte ich hier nirgends aufstellen.
Am Nordende von Lake Aloha treffen wir auf eine kleine Ansammlung von Bäumen und machen im ihrem Schatten eine kleine Rast. Hier haben wir bereits einen ersten Ausblick auf den nun folgenden Heather Lake sowie den von uns heute angestrebten Suzie Lake. Von Heather Lake sieht man bereits, dass er von felsiger Steilküste umgeben ist. Suzie Lake scheint aus der Ferne etwas grüner am Ufer auszusehen, so dass wir auf einen günstigen Platz für die Nacht zu hoffen wagen.
An Suzie Lake angekommen bestätigt sich der Eindruck aus der Ferne. Hier ist das Ufer deutlich zelt-freundlicher. Der erste schöne Platz auf einer kleinen Halbinsel ist allerdings schon belegt, so dass wir weiter um den See herumlaufen. Wir finden einen weiteren tollen Platz an dem Bach, der aus dem See gespeist wird und lassen uns hier nieder. Übernachtung mit fließend Wasser – welch ein Luxus! Es ist noch genug Zeit und die Sonne scheint den Hügel neben unserem Lagerplatz an, also nutzen wir die Gelegenheit für einen weiteren Waschtag. Die Klamotten trocknen am Baum im leichten Wind und unsere nassen Haare halten wir beim Lesen auf dem Hügel zum Trocknen in die Sonne.
Zum Abendessen gibt es heute Chili Maccheroni und als die Sonne untergegangen ist, genießen wir noch eine Weile die mondhelle Nacht und die Sterne am wolkenlosen Himmel.
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