Heute morgen merken wir, wie wichtig es ist, einen Zeltplatz auszuwählen, der morgens in der Sonne liegt. Während die beiden Mitstreiter am gegenüberliegenden Seeufer (wir ahnten nichtmal, dass man da auch hinkommt) ihr Frühstück in der Sonne machen können, haben wir leider die Seite erwischt, die noch lange im Schatten des Bergkamms liegt. *bibber*
Nach dem Start führt der Weg zunächst durch wunderschöne Landschaft und er verläuft eher eben über die Berge. Die Herbstfärbung macht sich auch hier wieder überall bemerkbar und wir haben wunderbare Aussichten auf die Seen, an denen wir in den letzten Tagen vorbeigekommen sind.
Unsere Mittagspause machen wir auf einer wunderschönen Wiese, die in einem Tal liegt. Wir treffen einen entgegenkommenden Wanderer, der uns sagt, dass er von Echo Lakes kommt und es dorthin noch etwa 1,5 Stunden seien. Na gut, wir verdoppeln die Angabe mental für uns und machen uns wieder auf den Weg. Der angenehme Teil des Weges findet ein jähes Ende, als der Weg sich plötzlich in steinigen Serpentinen die Berge erst hinauf windet, dann hinunter, dann wieder hinauf… na ja, und so weiter.
Der Plan für heute ist, an einem Flusslauf noch deutlich vor dem kreuzenden Highway zu übernachten. Dieser Plan löst sich relativ schnell in Luft auf, als es bei besagtem Flusslauf nicht nur viel zu steil und felsig ist, um ein Zelt aufzustellen, sondern der Fluss auch noch vollkommen ausgetrocknet ist und überhaupt kein Wasser mehr führt. Nicht so schlimm – immerhin haben wir ja noch einen kleinen, auf der Karte nicht weiter benannten See als Ausweichmöglichkeit. Liegt nur ein paar hundert Meter ab vom Weg, sollte also gut zu finden sein.
Am Nachmittag kommen wir am Abzweig zu diesem See an. Ja, es gab uns schon zu denken, dass der Weg nach wenigen Metern im Nichts zu verschwinden schien. Um besser voran zu kommen, setzten wir die Rucksäcke ab und ich machte mich allein auf, den See zu finden. Ich klettere also buchstäblich über Stock und Stein und ich finde: nichts. Tjaaaa… vielleicht hätte es uns auch zu denken geben sollen, dass der kleine See auf der Karte keinen Namen bekommen hat. Jedenfalls scheint es diesen See, der verwachsenen Umgebung nach zu urteilen, schon eine ganze Weile nicht mehr zu geben.
Nun war guter Rat teuer, aber ein Blick auf die Karte sollte helfen. An der Kreuzung zum Highway soll es eine Forststraße geben, die zu einem weiteren (etwas größeren) See führt. Also die Rucksäcke wieder geschultert und Abmarsch – immerhin ist es schon Nachmittag und um sieben wird es pünktlich dunkel. Wir erreichen einige Zeit später den Highway, können einen Blick auf unseren Zielsee (Lake Audraine) werfen – ja, er existiert! – und finden auch die vermeintliche Forststraße. Dieser folgen wir eine ganze Weile. Hinter jeder Ecke erwarten wir die Abzweigung zum See, doch nichts passiert. Bis wir plötzlich vor einem ganz kräftigen Anstieg der Straße mit einem Hinweisschild Richtung irgendeines Peaks finden. Peak? Äh… nee, See bitte! Wir grübeln und grübeln und beschließen aufgrund der Uhrzeit, dass wir diesem Weg nicht weiter folgen. Laut Karte hätte es längst einen Abzweig Richtung See geben müssen, so dass wir umkehren und den Weg wieder Richtung Highway einschlagen. Natürlich findet sich auch auf dem Rückweg keine Möglichkeit, Richtung See zu gelangen.
Wir beschließen daher, den Highway 50 zu überqueren und bis zum Lower Echo Lake weiterzugehen. Dort soll es laut Google Maps eine Art Hotel geben und ich hatte etwas von einer Art Fähre gelesen. So hoffen wir also, dort eine Lösung für die Nacht zu finden.
Kurz hinter dem Highway treffen wir auf einen Fluss. Welch eine Wohltat, fließendes Wasser rauschen zu hören! Als erstes werden daher die schon arg dezimierten Wasservorräte aufgefüllt. Da das Wasser hier recht heftig über die Steine rauscht und ein einfaches Durchwaten definitiv nicht möglich ist, ziehen wir also die Wanderschuhe aus, um eine Durchquerung in den Crogs zu wagen und verstauen alles in den Rucksäcken. In diesem Moment kommen zwei ältere, aber durchaus rüstige Damen am gegenüberliegenden Ufer an. Sie fragen uns, ob wir etwa vorhätten, den Fluss zu queren, nur um uns gleich darauf dringendst davon abzuraten, da es viel zu gefährlich sei. Stattdessen sollten wir besser ein paar Meter den Weg zurückgehen und die kleine Straße zum Lower Echo Lake nehmen. Straße?? Na, so hatten wir uns das Wandern eigentlich nicht vorgestellt. Aber da die Zeit immer weiter voranschreitet und die Damen versichern, dass die Straße nicht nur sicherer, sondern auch kürzer sei, machen wir uns auf den Weg. Also auf die Straße.
Ein kurzer Blick auf die Karte zeigt, dass die Straße keineswegs kürzer ist, aber zumindest hat das Klettern über Stock und Stein ein Ende und wir kommen deutlich schneller voran. Endlich am Echo Lake angekommen, machen wir folgende Feststellungen:
1. Es ist bereits halb sieben und die Sonne verschwindet gerade hinter dem Berg.
2. Ein Zelt kann man hier nicht aufstellen, da es zwar eine Picknick-Area direkt neben dem Parkplatz gibt, aber auch entsprechend regen Publikumsverkehr. Das Seeufer ist vollkommen felsig und steil.
3. Das Chalet hat selbstverständlich – wie sollte es anders sein – geschlossen. (Ob es nur zur Skisaison geöffnet ist oder warum diese mutmaßliche Goldgrube derzeit kein Geld scheffelt, können wir nicht herausfinden.)
Wir sprechen daher ein paar junge Leute an, die auf dem Hafensteg gerade das Baden beenden (im Hafenbecken?? na ja…), ob sie einen Platz für unser Zelt wüssten. Tja, grundsätzlich könnten wir das natürlich überall aufstellen, aber wir brauchen natürlich auch Wasser. Das aus dem Hafen (auch wenn es ein wirklich winziger Hafen ist) scheint uns hier nicht besonders überzeugend – ich bin recht sicher, dass der SteriPen nicht gegen Maschinenöl hilft.
Die Jungs und Mädels bieten uns daher an, uns mit in die Stadt (South Lake Tahoe) zu nehmen. Die ist nur etwa 2 Meilen entfernt und da sollte es Motels und ähnliches geben. In Anbetracht der Uhrzeit sowie dessen, dass wir heute bereits deutlich weiter gelaufen sind als geplant und mittlerweile ziemlich k.o. sind, erscheint die Aussicht auf ein Bett und eine Dusche plötzlich so verlockend, dass wir ein kleines Vermögen dafür ausgeben würden (ja klar, das werden wir natürlich auch).
Kurz darauf sitzen wir also im überfüllten Auto, die dicken Rucksäcke irgendwie auf den Schoß gequetscht und mental bereits unter der Dusche. Nach ca. 2 (oder eher 3 oder 4) Meilen mag die Stadt tatsächlich begonnen haben, aber Motels oder ähnliches gibt es hier noch lange nicht. So landen wir erst diverse Meilen später, aber immerhin, in der Zivilisation und bekommen im zweiten Motel sogar ein Zimmer. Oder was halt so als Zimmer durchgeht. Für unverschämte 70 Dollar plus Tax. Immerhin hat es ein Bett und eine warme Dusche (!!) und ganz in der Nähe soll es die beste Pizza der Stadt geben. Wir haben diesbezüglich zwar keine Vergleichsmöglichkeiten, aber die Pizza ist tatsächlich sehr lecker. Ich stürze erstmal zwei Halblitergläser Cola runter – nach drei Tagen mit klarem Wasser macht sich der Zuckerentzug bemerkbar. Wenig später humpeln wir zurück in unser Zimmer (mittlerweile tut wirklich alles weh) und fallen ins Bett. Weich. Warm. Himmlisch.
Gesamtanstieg: 0 m
Gesamtabstieg: 0 m