Die Nacht war kalt und der Morgen zeigt warum: auf meinem Schlafsack tummeln sich die Kondensations-Tröpfchen, obwohl beide Zeltseiten offen waren und auf meinem Zelt ist eine dünne Eisschicht. Brrr. Ich zwinge mich aus dem warmen Schlafsack und packe zusammen. Heute muss ich unbedingt irgendwann Zelt und Schlafsack zum Trocknen auslegen.
Es ist frisch beim Loslaufen und da ich mich in einem Tal befinde, bleibt es auch eine ganze Weile so, bis ich weit genug wieder aufgestiegen bin. Und dann wird es – was sonst – heiß. Da das Laufen heute irgendwie anstrengend ist, hole ich das erste Mal die Kopfhörer raus und gebe mir den Inside Austria Podcast vom Spiegel. Aufstieg und Fall von Sebastian Kurz, das hat alles, was ein guter Krimi braucht und lenkt mich von der Anstrengung ab. Dafür sieht die Wüste fairerweise wirklich schön aus, weil alles blüht.
Nach ein paar Meilen treffe ich am Abzweig zu einer off-trail Wasserquelle auf Peter und Emiel. Peter hat hier einen kleinen Waschsalon aufgemacht (Wäsche in Ziplock Beutel mit Wasser und Seife waschen) und seine Klamotten und sein Schlafsack hängen zum Trocknen an einer improvisierten Wäscheleine. Emiel macht sich auf den Weg, ich gehe die Viertelmeile bergab, um mein Wasser ein wenig aufzufüllen. In der Kälte heute Morgen habe ich noch nicht viel getrunken, aber das sollte ich ändern.
Danach gehe ich weiter und höre meinen Podcast. Irgendwann geht es nur noch bergauf. Und irgendwie hört das auch nicht mehr auf. Und es ist Mittagshitze, Wüste und keinerlei Schatten. Jeder Schritt ist ätzend, die Kehle trocknet aus, die Lippen platzen auf, ich hab nicht mal Hunger.
Dann treffe ich auf Oded aus Israel und wir gehen eine Weile gemeinsam. Er läuft das gleiche Tempo wie ich, das macht es angenehm. Dann ein kleines Highlight: quer über den Trail liegt eine Schlange. Zuerst sehen wir gar nicht, wie groß sie ist. Erst, als sie sich „umdreht“ und an ihrem eigenen Schwanz vorbei abzieht, sehen wir, dass sie weit über einen Meter lang und recht dick ist. Wie cool. Nur eine Klapperschlange haben wir beide immer noch nicht gesehen. Die Locals sagen, wir sollen froh sein, aber wir würden ja schon gerne eine sehen wollen. Viele andere hatten schon ihre Klapperschlangensichtung.
Irgendwann fangen meine Füße an, übel weh zu tun. Die Sehnen unter der Fußsohle, also die Plantar Faszie. Na großartig. Hilft aber alles nix, ich muss weiter. Das Zwischenziel ist Mary’s Place, eine kleine Hiker Oase, so heißt es. Und vor allem stellt Mary Wasser bereit. Das ist mega. Endlich dort angekommen, tut jeder Schritt fies weh. Ich mache Pause unter einem Busch, denn dort ist das einzige Schattenfleckchen. Ich lege mein Zelt und meinen Schlafsack zum Trocknen aus, esse was und Fülle Wasser auf. Gemeinsam mit Alana und Kali klagen wir uns gegenseitig unser Fußleid. Die kleine Bibliothek, die Mary bereitstellt, ignorieren wir. Dafür schreiben wir noch etwas in ihr Hiker Logbuch, auf dem außen die Frage prangt: „what have you learned so far on your journey?“ Ich schreibe rein: „I eat more than I thought I would, yet less than I packed.“ und natürlich ein Dankeschön fürs Wasser.
An Mary’s Place campen ist mäßig cool, denn es ist noch mitten am Nachmittag und eben keinerlei Schatten. Außerdem wollen wir noch weiter, um morgen einen möglichst kurzen Weg zu haben, bevor wir am Paradise Valley Café (PVC) ankommen. Also geht es mit schmerzenden Füßen weiter. Und ja, natürlich bergauf. Und dann bergab. Ist leider auch nicht geiler für die Füße. Und dann wieder bergauf… und nachdem das Spiel eine Weile geht, komme ich an einem guten Campspot vorbei, wo auch schon Alana und Kali sind. Ich lasse mich nieder, baue mein Zelt auf und dann kommen Max und Trevor (Golden) vorbei. Und später auch noch Antonia und Lucy (Dorie).
Golden hat in Idyllwild ein Airbnb gebucht und sucht noch Leute, um es zu füllen. Sehr cool, da sind wir dabei. Der Abend ist super chillig und angenehm. Und wir phantasieren bereits vom Frühstück, was wir im PVC bestellen werden.