Nach einem sehr gemütlichen Frühstück wollen wir heute in Richtung Vik fahren und unterwegs vielleicht noch den Seljalandsfoss mitnehmen. Zuerst aber müssen wir doch noch einmal nachsehen, was wir heute Nacht am Gullfoss verpasst haben. Also fahren wir zunächst dorthin – und der Parkplatz ist diesmal alles andere als leer. Dafür ist der Wind heute direkt noch ein bisschen kälter als heute Nacht – das Wetter erinnert stark an Patagonische Verhältnisse. Dafür ist der Gullfoss bei Licht betrachtet wirklich beeindruckend! Nur die Linse vom Objektiv muss ich nach jedem Foto wieder trockenwischen, so sehr weht der Wind die Gischt übers Land.
Nachdem wir uns hier ordentlich sattgesehen haben, fahren wir los in Richtung Vik. An einer Brücke über die Hvítá müssen wir noch mal anhalten und ein paar Fotos machen.
Dass ich meine Handschuhe dabei im Auto gelassen habe, rächt sich nach ungefähr 2 Minuten ganz fürchterlich. Mit steifgefrorenen Fingern setze ich mich wieder ans Steuer – und drehe die Heizung erst einmal weit auf.
Nach einigen Kilometern machen sich allerdings die viele frische Luft und die kurze Nacht bemerkbar. Ich falle in ein Mittagstief und so halten wir erst mal in einem Café an und machen eine Pause. Der free refill erklärt nicht nur den Preis des Kaffees, sondern kommt mir auch insgesamt sehr entgegen. Und so geht es eine halbe Stunde später wieder weiter. Noch eine halbe Stunde später sind wir dann am Seljalandsfoss angekommen. Schon von vorne durchaus beeindruckend.
Aber bekanntermaßen kann man ja hinter dem Wasserfall entlanglaufen und tatsächlich sehen wir auch bunte Gestalten auf einem Pfad hinter dem Wasserfall. Also ein Regenschutz über die Kamera und die Regenklamotten über unsere Winterkluft und auf geht’s.
Am Beginn des Weges lese ich auf einem Schild, dass die Wege schon mal nass und rutschig werden können – dass man aber, sofern man sich hinter dem Wasserfall auf dem Weg halten würde, immer trocken bliebe. Als ich mit dem Lesen der paar Zeilen fertig bin, wische ich mir die zweite Gischtwolke aus dem Gesicht, bewundere die triefnasse Jacke einer entgegenkommenden Touristin und laufe los. Es dauert keine zwei Minuten und wir sind patschenass – ein Hoch auf die Regenklamotten, die nicht nur Norwegen, sondern auch Island unbeschadet überstehen, denn innen bleibt alles trocken. Von der Kamera kann man das nicht gerade sagen – aber das Spiel kennen wir ja schon vom Gullfoss heute morgen. Auch wenn das hier ganz klar in einer anderen Liga spielt.
In der Umgebung gehen wir noch etwas spazieren und bewundern noch ein paar andere Wasserfälle, die hier so herumfallen – während der Wind das tut, was eigentlich nicht mehr möglich schien: er nimmt noch einmal kräftig zu.
Am Auto heißt es deswegen dann auch Türen festhalten und als wir gerade losfahren, beginnt es zu regnen. Wenig überraschenderweise fahren wir übrigens nicht mehr bis nach Vik heute – es ist bereits beste Abendessenzeit und so treten wir lieber den Rückweg an. Bis Selfoss fahren wir nun durch strömenden Regen – dahinter schlägt der Regen um in schönstes Schneetreiben. Ach ja – heute Vormittag war übrigens schönster Sonnenschein und kein Wölkchen am Himmel. Als wir über die kleine Hügelkette drüber sind, hört der Schnee so plötzlich wieder auf, wie er gekommen ist und es bleibt den Rest der Strecke trocken. So ist das hier eben mit dem Wetter.
In Reykholt angekommen, fahren wir bei Mika ran, einem von unseren Gastgebern empfohlenen Restaurant. Das Essen ist spitze und wir lassen es uns gut gehen. Ach ja – auf den letzten Metern nach Hause schüttet es übrigens wieder. Das ändert sich auch den Rest des Abends nicht mehr – und so gibt es heute mal etwas Schlaf statt Nordlichter.