Heute stehen wir wieder einmal früh auf. Bereits gestern haben wir unser extra-frühes Frühstück bestellt und um sieben Uhr werden wir bereits abgeholt und zum Busbahnhof von Bariloche gefahren. Hier bekommen wir nach kurzer Verwirrung heraus, dass unsere Voucher gleichzeitig schon unsere Tickets sind, lassen unser Gepäck in den Bus hieven (selbst reinlegen wäre nicht gegangen – trotzdem fordert uns der Packer anschließend auf, ihm gefälligst sein Trinkgeld zu zahlen, das sei schließlich sein Gehalt) und steigen dann in den Bus. Die Fahrt nach Puerto Montt dauert relativ lange und aufgrund von Regen, Nebel und beschlagenen Fensterscheiben ist sie auch nicht besonders spektakulär.
Daher nutzen wir die Gelegenheit, dem geneigten Leser einmal zu demonstrieren, warum unser „very new car“ tatsächlich ein solches war.
Dem gegenüber möchten wir eine beliebige Sammlung von Autos stellen, die wir in El Chaltén und Bariloche fotografiert haben. Ich muss dabei betonen, dass wir nach den Exemplaren nicht extra gesucht haben. Die Autos, in denen ein weißes Schild im Fenster zu sehen ist, stehen übrigens zum Verkauf. Viel Spaß…
Nachdem dieser Beweis nun also geführt ist, widmen wir uns dem restlichen Verlauf der Bus-Tour. Die nächste Abwechslung ergibt sich, als der Grenzübertritt ansteht. Zunächst erklimmt der Bus einen Berg, um sich alsdann der Ausreise aus Argentinien zu widmen. Erfreulich unkompliziert und verhältnismäßig schnell geht es hier vonstatten und als wir zurück in unseren Bus kommen, finden wir sogar einen kleinen Snack auf jedem Platz (müssen wir den jetzt eigentlich bei der Einreise nach Chile als Lebensmittel deklarieren?). Bevor die Einreise nach Chile erfolgen kann, heißt es jedoch zunächst, einen Pass zu erklimmen und ca. eine dreiviertel Stunde durch offensichtliches Niemandsland zu fahren. Oben auf dem Pass schneit es (macht Sinn – Sommeranfang ist schließlich erst morgen). Für die Einreise heißt es dann wieder aussteigen – diesmal mitsamt dem ganzen Handgepäck – und Mensch wie Taschen ordentlich aufgereiht ins Zollhäuschen stellen. Unser großes Gepäck wird ebenfalls aus dem Bus geholt und aufgereiht. Dann wird alles mit Spürhunden abgesucht, während wir unsere Stempelsammlung im Reisepass ergänzen (mittlerweile der dritte chilenische Stempel – eine Ausreise kommt noch, argentinische haben wir auch schon zwei gesammelt). Gefunden wird offenbar nicht viel, denn der verdächtige Geruch aus einem der Gepäckstücke scheint nach näherer Untersuchung doch nur aus der Waschtasche zu kommen. Also dürfen wir alle wieder einsteigen und unser Gepäck wird auch wieder einsortiert – woraufhin selbstverständlich der Zoll-Mitarbeiter durch den Bus geht und um Trinkgeld bittet.
Vom Schlaf übermannt werden wir erst wieder wach, als der Bus anhält. Nach einigem Suchen finden wir auch heraus, dass wir uns erst in Osorno befinden und also noch Zeit haben. In Puerto Montt kommen wir dann gegen vierzen Uhr an und werden hier bereits wieder von einem Fahrer erwartet, der uns in unser Hotel bringt. Das Hotel ist klar eine Klasse besser als die Unterkünfte, die wir bisher hatten und liegt recht schön an der Küste – wir haben sogar Meerblick.
Wir starten zu einem kleinen Stadtbummel und als es zu regnen anfängt, verkriechen wir uns in ein Restaurant, um erstmal einen kleinen Snack zu uns zu nehmen. Der kleine Snack entpuppt sich schnell als Burger mit dem Durchmesser einer großen Schallplatte und so geben wir beide nach der Hälfte auf. Anschließend erkunden wir weiter Puerto Montt. Auf der Suche nach einem schönen Restaurant für ein Urlaubs-Abschieds-Essen verschlägt es uns durch kleine Gassen einen Berg hinauf. Das dort stehende Gebäude mit Aussicht entpuppt sich allerdings nicht als Restaurant, sondern als Deutsche Schule. Wir gehen kurzerhand hinein und dürfen uns mit Erlaubnis des Schulleiters (?) auch mal umsehen.
Anschließend schlendern wir weiter durch die Stadt – ein passendes Restaurant finden wir jedoch nicht. Im Hotel wieder angekommen, lassen wir uns die dortige Speisekarte zeigen und beschließen, dann eben einfach „zu Hause“ zu essen. So nutzen wir die verbleibende Zeit, um unsere Taschen fertig zu packen und zu duschen – und gehen dann wieder in die Lobby, wo sich auch das Restaurant befindet. Für Mama gibt es ausnahmsweise mal ein Rinderfilet – während ich mir Lachs an Muschelrisotto bestelle. Beide Essen sind superlecker und mit einem Rotwein dazu ist unser Abschiedsessen perfekt. Okay, wenn man einmal davon absieht, dass sich die dezente Musik des Restaurantbereichs mit dem weniger dezenten Weihnachtslieder-Gebimmel mischt, das der nahestehende (selbstverständlich blinkende) Weihnachtsbaum von sich zu geben scheint. Nach dem Essen lassen wir uns noch unseren Willkommensdrink bringen – es ist ein Pisco Sour. An dieser Stelle sei jedem geraten, die Finger von Pisco Sour in Patagonien zu lassen – ganz besonders, wenn man schonmal einen richtigen Pisco Sour in Peru getrunken hat.
Und das ist er nun also, unser letzter Abend in Patagonien. Morgen geht es früh zum Flieger und dann ab nach Hause. Weihnachten ruft. Ganz ohne blinkenden Weihnachtsbaum.