Wir sitzen in Bariloche im Hotel und haben Zeit. Denn draußen regnet und stürmt es. Eigentlich war für heute angedacht, eine Radtour zu machen – aber bei dem Wetter streichen wir diesen Plan kurzerhand und vertreiben uns die Zeit erst einmal damit, die bisherigen Erlebnisse aufzuarbeiten. Ein wichtiges Detail möchten wir dabei gerne mit Euch teilen:
Es lässt sich festhalten: es kommt doch auf die Größe an. Denn man kommt sich schon sehr winzig vor, wenn man so dicht vor einer Wand steht, die vor einem gut zwei Kilometer in den Himmel ragt.
Mittlerweile hat der Regen aufgehört (mal sehen, wie lange) und wir beschließen, den Weg auf den Berg zu wagen. Vielleicht können wir dort ja noch ein wenig wandern gehen. Um uns einen Plan zu verschaffen, gehen wir zunächst einmal in die Touristeninfo. Dort fragen wir, wie wir am besten zur Seilbahn kämen – und die Dame hinter dem Schreibtisch erklärt uns, als sei es die dümmste Frage, die sie je gehört hätte, dass die Seilbahn heute wegen Windes geschlossen sei, das stünde ja schließlich am Verkaufsbüro. Aha, sage ich und frage dann, wo sich denn wohl das Verkaufsbüro befände. (Blöde Kuh, wenn ich wüsste, wo ich die Tickets kriege, hätte ich nicht hier herkommen und fragen müssen, wie ich dahin komme!) Nach einer Empfehlung befragt, was man denn sonst so in der Umgebung tun könne, verweist sie uns auf einen Bus, der uns ein paar Kilometer weiter zu einem anderen Berg bringen würde – wo es einen Sessellift gibt. Ich spare mir die Frage, ob der denn wohl heute offen hätte (schließlich habe ich nicht gefragt, was man hier *bei diesem Wetter* sonst noch tun kann) und wir gehen wieder – immerhin bereichert um einen Umgebungsplan.
Da es nun schon wieder in Strömen regnet, sind wir immerhin froh, die Radtour gestrichen zu haben und schlendern stattdessen noch einmal die Touristenmeile hinauf. Die Geschäfte links und rechts sind leider auch bei Tageslicht betrachtet nicht ansprechender. Wir biegen also zur Kathedrale ab, die uns der Fahrer gestern als besonders schön empfohlen hat und schieben also etwas Kultur ein. Danach sind wir hungrig und lassen uns von einem Restaurantbesitzer bequatschen, seine hausgemachten Nudeln zu probieren. Diese sind ganz lecker, ganz im Gegensatz zu dem hausgemachten Himbeerwein, den er anschließend kredenzt – der ist nur furchtbar süß. Natürlich regnet es noch immer, aber wir sind ja gut vorbereitet und holen einfach die Regensachen raus. Schließlich sind wir noch nicht am Lago Nahuel Huapi entlanggegangen, dem immerhin zweitgrößten See Argentiniens (der größte ist der Lago Argentino bei El Calafate). Wir spazieren also hinunter an die Uferstraße und sehen dort – nichts. Abgesehen davon, dass wegen des Wetters die Berge auf der anderen Seeseite nicht mehr zu sehen sind, bietet das hiesige Ufer leider auch so gar nichts. Kein Café, keine Uferpromenade, nichts. Wir geben es also auf und kehren ins Hotel zurück – ein fauler Tag muss auch mal sein. Außerdem schreiben wir eine Mail an die hiesige Ausflugsagentur, ob sie für den für morgen geplanten Kayak- und Wanderausflug eine wetter-unabhängige Alternative haben, falls das Wetter so ist wie heute. Bei Sturm und Regen muss das nun wirklich nicht sein – sonst sitzen wir noch krank unterm Weihnachtsbaum. Mal sehen, ob und was zurück kommt.
Irgendwann am Nachmittag finden wir sicher noch eine kleine Regenlücke, die wir nutzen können, um den Schokoladenladen noch einmal zu überfallen. Bis dahin verbringen wir die Zeit mit Lesen und Tagebuch schreiben. Kurz vor fünf ist es dann soweit – wir erwischen eine Regenlücke, die so lange hält, bis wir unsere Jacken und Schuhe angezogen haben und gehen wieder auf die Hauptstraße. Im Schokoladenladen gönnen wir uns eine heiße Schokolade und jeder ein kleines Törtchen. Danach kaufen wir noch ein paar Pralinen und dann ist unser Bedarf an Zucker definitiv gedeckt und wir beschließen, dass es zum Abendbrot nur noch Salat gibt. Vorher gibt es aber noch einen prima Regenbogen und die anschließende Regenpause nutzen wir, um doch wenigstens noch einmal ein paar Schritte am See entlang zu gehen. Nach ein paar Minuten biegen wir wieder in Richtung Zentrum ab und retten uns gerade noch in ein Restaurant, bevor der Regen wieder einsetzt.
Zurück im Hotel klingelt plötzlich das Telefon und ein Mitarbeiter der Ausflugsagentur erklärt uns, dass er unten in der Lobby stehe. Wir gehen also runter und er bietet uns für morgen eine Alternative zum Kayakfahren an (denn für morgen ist leider noch genauso viel Wind und Regen angesagt): wir werden zu einer Estancia am See fahren und dort einen Reitausflug machen. Anschließend wird es dann etwas zu Essen geben. Wir freuen uns, damit eine schöne Lösung zu haben, bei der wir doch noch etwas von der Gegend zu sehen bekommen und nicht ganz so arg den Elementen ausgesetzt sind.