Der Wecker steht zwar auf sieben Uhr, aber zum Klingeln kommt er nicht – die Hähne der Umgebung liefern sich ab ca. fünf Uhr einen erbitterten Wettstreit im Laut-Krähen. Ich stelle mich also unter die Dusche (yeah, diesmal ist sie sogar warm – ich korrigiere mich: sie ist kochendheiß!) und futtere dann die Cornflakes, die ich mir am Abend vorher noch gekauft hatte. Und so locker, wie das gestern mit der Zeit alles war, so kritisch ist es heute: Punkt halb acht schiebt der Hostal-Owner Panik, dass es losgehen muss. Nun denn – wir werden mit einem Taxi gefühlte 200m gefahren (weil das ja Sinn macht), wo wir dann in eine Art offenen Bus umsteigen, in dem bereits der Rest der Tourteilnehmer sitzt. Der Bus karrt uns dann ungefähr eine dreiviertel Stunde lang ins Hochland – es ist recht frisch und wir fahren durch die Wolken, während uns der Fahrtwind fast aus dem Bus bläst. Ich bin froh, einen Pulli eingepackt zu haben und friere trotzdem noch. Außerdem fängt meine Nase an zu laufen, normalerweise kein gutes Zeichen. Na mal sehen. Irgendwann kommen wir auf rund 750m Höhe an und es ist immer noch bibberkalt und klamm. Zeit, loszulaufen – immerhin kündigt der Guide anderthalb Stunden Aufstieg an, da sollte einem doch warm werden.
Nach einiger Zeit kommen wir auf dem Kraterrand des Volcán Sierra Negra an, dem zweitgrößten Vulkankrater weltweit. Da wir uns noch immer mitten in den Wolken befinden, ist von dem Krater leider nichts zu sehen. Der Guide verspricht, dass sich das auf dem Rückweg geändert haben wird und wir begnügen uns vorerst mit etwas Theorie: beim Sierra Negra handelt es sich um einen sogenannten Schichtvulkan, der sein siebzig Quadratkilometer großes „Dach“ wie eine Luke anheben kann – sozusagen ein Überdruckventil. (Hier ein ganz interessanter Artikel dazu.) Schnell noch ein Vorher-Foto und weiter geht’s.
Wie vom Guide angekündigt, kommen wir nach anderthalb Stunden an der Stelle an, an der wir uns entscheiden müssen, ob wir hier warten wollen oder noch den (angeblich anstrengenden und anspruchsvollen) Abstieg zum Vulkan Chico angehen. Aus unserer Gruppe entscheiden sich alle fürs Weitergehen (kalt ist inzwischen allerdings niemandem mehr) – und nur wenige hundert Meter später stellt sich heraus, dass es genau die richtige Entscheidung war. Endlich zeigt sich uns die Vulkanlandschaft:
Wir durchstreifen die Gegend, kommen vorbei an vereinzelten Kakteen, die es schaffen, Halt auf dem Lavaboden zu finden, sehen ausgehölte Lavatunnel und steigen dann hinauf zum Volcán Chico.
Von hier aus zeigt sich dank des inzwischen aufgeklarten Himmels nun die Vulkanlandschaft in ihrer ganzen beeindruckenden Vielfalt. Unterschiedliche Farben in der Lava deuten auf unterschiedlich junge oder alte Ausbrüche hin und so haben wir tausende Jahre alte Lava vor uns, genauso wie Lava, die erst wenige Jahre alt ist. Am Volcán Chico selbst riecht es sogar einigermaßen schwefelig.
Auf dem Rückweg machen wir dann noch eine Pause und vertilgen mittlerweile recht hungrig unsere Lunchpakete, bevor es den gleichen Weg wieder zurück geht. Wir stellen fest, dass sich aus den nach uns folgenden Wandergruppen (anscheinend alles Kreuzfahrtschiffe) viele gegen das Weiterwandern entschieden haben – selbst schuld. Wie vom Guide versprochen, hat sich mittlerweile die Wolkendecke gelichtet, so dass wir Einblick in den gewaltigen Krater des Volcán Sierra Negra bekommen.
Nach dem Abstieg besteigen wir wieder den offenen Bus, während bei mir erste Kopfschmerzen einsetzen, und lassen uns auf der zugigen Rückfahrt (wiederum durch Wolken) wieder kräftig durchpusten. Meine Nase läuft weiter und mittlerweile fürchte ich, mir eine Erkältung eingefangen zu haben. Im Hostal angekommen, duschen wir daher erst einmal (diesmal eher Wechselbad der Temperaturen) und beschließen dann, den Nachmittag ruhig angehen zu lassen.
Nach ein wenig Lesen und kurzem Abstecher in den anderen Teil des Hostals (den mit Internet) beschließe ich, nochmal etwas durch die Gegend zu tingeln. Ich gehe nach der vergeblichen Suche nach einem Geldautomaten zunächst zum Malecón und finde dort einen Stand, der Kokosnüsse verkauft. Ich gönne mir eine, setze mich an den Strand und trinke die Kokosnuss aus. Ein Moment, der nahe an perfekt ist :-)
Anschließend schlage ich noch den Weg zur Schildkröten-Aufzuchtstation ein und sehe auf dem Weg dorthin diverse Flamingos. Da ich nur Herumschlendern wollte, habe ich diesmal die Kamera nicht dabei – und so muss der Anblick vorerst im Gedächtnis gespeichert bleiben.
Zum Abendessen probieren wir ein weiteres Restaurant aus und beschließen dann, am nächsten Tag den Weg zur Schildkröten-Aufzuchtstation noch einmal gemeinsam – und vor allem bis zum Ende – zu gehen. Rick ist so nett, mir ein paar Paracetamol zu spenden und dann packe ich mich auch schon ins Bett.