Meine Jungs riefen aus Curitiba an und teilten mir mit, dass ich meinen Reisepass und meine Buskarte bei ihnen liegenlassen hab. Mist. Beschließen, dass sie die Tobi und seinen Eltern mitgeben, die morgen auch nach Curitiba wollten. Überlege mir anschließend, dass ich ja eigentlich auch noch mal mitfahren könnte – die Sehnsucht ist gar groß. Verrate vorsichtshalber nichts.
Zum Mittag bei Stefan gewesen. Stefan ist ein nervliches Wrack. Ist heute in Logistik mit seiner Präsentation dran. Hat sich extra einen Beamer gemietet, um die Präsentation nicht mit Folien zu machen. Irgendwie wollte aber aus dem Beamer auf einmal nix mehr rauskommen. Nach einiger Fehlersuche stellte sich als Ursache ein Stromausfall heraus. Der Prof beschloss kurzerhand, eine Vorlesung aus dem Stehgreif zu halten. So richtig schön altmodisch mit Tafel und Kreide.
Hatte anschließend einen Termin mit einem potenziellen Lieferanten für die Nudelfirma. Wegen Stromausfall sehr kurzer Termin gewesen. Auf dem Flur der Uni dann noch eine ganze Weile mit einigen Profs gequatscht, die alle ein bisschen etwas – und einer ganz besonders viel – über den Stromausfall wussten. Angeblich war auf der Brücke vom Festland auf die Insel das Hochspannungs-Stromkabel bei Wartungsarbeiten kaputt gegangen. Man wollte den Schaden wohl bis nachts wieder behoben haben. Haben beschlossen, dass die 19:00 Uhr Vorlesung wohl nicht im Dunkeln stattfinden wird und sind nach Hause gefahren. Auf dem Heimweg noch eben ein paar Kerzen im dunklen Supermarkt geholt. Zu Hause kamen auf einmal Sören, den wir im Praktikum kennengelernt hatten, und einige Freunde vorbei, die leider nicht mehr nach Hause gekommen waren, weil die Brücke einseitig gesperrt war und der Stau über die halbe Insel reichte. Haben im (dunklen) Supermarkt nebenan noch eben ein paar Nudeln gekauft (weitere Kerzen gab es schon nicht mehr) und dann haben die Jungs gekocht. Gut, dass wir einen Gasherd haben. Hatten jedenfalls einen lustigen Abend.
Später kamen Tobis Eltern wieder, die bei seinen Gasteltern zu Besuch waren. Die Jungs haben es gegen ein Uhr nachts gewagt, den Heimweg anzutreten, nachdem sie durch Anrufe bei den Busgesellschaften die Verkehrslage gecheckt hatten.
Der Tag aus Renés Sicht:
Morgens haben wir uns zunächst einmal ein anderes Hotel gesucht. Der Portier hatte nicht schlecht geschaut, als wir ihm sagten, das wir seine Duschen sehen wollten :-). Danach hatten wir erst einmal zwei Stunden damit zugebracht, unsere restlichen Traveller Checks einzutauschen. Wenn ich eines in dem Urlaub gelernt habe, dann ist es, dass es noch beschissenere Banksysteme als in Deutschland gibt. (Wobei mir Robert erzählt hatte, dass auch die Deutsche Bank Traveller Checks nur gegen Gebühr annimmt.) Ich war nach dem Mittagessen noch in dem „Museu Paraná“, einer Art Geschichtsmuseum (soweit man bei 200 Jahren von Geschichte sprechen kann). Die koloniale Anfangszeit hatte mich schon immer interessiert. Leider haben die eigentlichen Ureinwohner außer ein paar tönernen Töpfen nichts weiter zurückgelassen, so dass man kaum etwas von dem Leid spürt, das die europäischen Eindringlinge verursacht haben. Allerdings sind die meisten ehemaligen Kolonien nicht an so etwas interessiert (so viel zum Thema Geschichtsaufarbeitung).