Heute können wir etwas länger ausschlafen. Das heißt, wir könnten länger schlafen, wenn wir nicht eine Mitbewohnerin im Zimmer hätten, die von Rücksichtnahme noch nicht allzu viel gehört zu haben scheint. Nachdem sie morgens eine viertel Stunde durch ihr Gepäck gewühlt hat, ist an Schlaf nicht mehr zu denken. Wir frühstücken also in aller Ruhe und packen anschließend unsere Sachen zusammen. Da unsere Reisebeschreibung und unser Voucher etwas widersprüchlich sind, beschließen wir, den Catamaran über den Lago Pehoé bereits um zehn Uhr zu nehmen (alternative Zeiten wären 12:30 Uhr, wie auf unserem Voucher angegeben, und dann noch einmal um 18:30 Uhr). Wir kommen problemlos mit aufs Schiff und können die Fahrt über den See bei heute wieder deutlich besserem Wetter und toller Sicht auf die umliegenden Berge so richtig genießen.
Am anderen Ende des Sees angekommen, fragen wir bei einem Busfahrer nach, wie wir am besten ins Refugio Las Torres zurückkommen, denn dort steht ja noch unser Gepäck. (Auch hier ist unsere Reisebeschreibung wieder etwas widersprüchlich, denn sie spricht einerseits davon, dass wir abgeholt würden, andererseits aber auch davon, dass wir den Hotelshuttle nehmen sollen.) Der Busfahrer erklärt uns aber, dass er erst nach Ankunft des 12.30 Uhr Catamarans fahren würde, also voraussichtlich kurz nach 13:00 Uhr. Na toll, da ist unser Plan, mehr Zeit im Refugio zu haben, ja toll aufgegangen. Wir setzen uns also erst einmal in die Cafeteria und bestellen einen Kaffee. Hier treffen wir auf ein sehr nettes schweizer Pärchen, das ebenfalls einen Bus bräuchte, um nach El Calafate zu kommen. Kurz darauf sprechen wir die Halter zweier Fahrzeuge an, die gerade an der Cafeteria ankommen. Es stellt sich heraus, dass es deutsche Touristen sind, die jedoch darauf beharren, aus Versicherungsgründen keine Anhalter mitnehmen zu können. Na gut, sie wollten eh in die andere Richtung. Wir trinken also weiter unseren Kaffee und da ja heute der 2. Advent ist, machen wir es uns bei einem kleinen Mini-Advent gemütlich, der für allgemeine Freude sorgt.
Anschließend denken wir uns, dass wir die Wartezeit auch sinnvoll (also noch sinnvoller als mit Kaffee) verbringen können und wandern zum Salto Grande, einem nahegelegenen Wasserfall. Auch hier kämpfen wir wieder mit dem Wind, aber darin sind wir ja inzwischen geübt. Nach einer halben Stunde stehen wir bereits vor dem Wasserfall – nichts grandioses, aber trotzdem schön.
Zurück in der Cafeteria quatschen wir noch einmal mit dem schweizer Pärchen und verabreden uns für den nächsten Tag in El Calafate, um gemeinsam zum Gletscher zu fahren (die beiden nehmen jetzt einen Bus nach Puerto Natales, um von dort den Anschlussbus nach El Calafate zu nehmen). Dann machen wir es uns noch bei etwas Studentenfutter gemütlich und warten darauf, dass der Catamaran ankommt. Plötzlich sehe ich durch das Fenster der Cafeteria ein Auto ankommen, in dem ein Schild mit unserem Namen im Fenster steht. Wir sind ganz platt – wie es scheint, werden wir doch abgeholt. Der Fahrer ist entsprechend erstaunt, dass wir bereits da sind, hatte er uns doch erst in einigen Minuten mit dem Catamaran erwartet. Wir beruhigen ihn, dass wir nicht geschwommen sind und alles in Ordnung ist – und er stapelt unser Gepäck ein. Einsteigen dürfen wir nur auf der windabgewandten Seite, hierauf legt er wert. Als wir ein Stück die Straße hinaufgefahren sind, sehen wir auch, warum: gestern nachmittag haben hier Windböen von über 200km/h zwei große Reisebusse samt Insassen einfach umgeworfen.
Unser Fahrer erzählt, dass ein Bekannter von ihm in einem der Busse saß und bei dem Unglück einen Fuß verloren hat – wir sind heilfroh, dass wir gestern noch wandern waren.
Die Fahrt dauert länger als erwartet, aber wir unterhalten uns nett mit dem Fahrer und so vergeht die Zeit wie im Fluge. Dann stehen wir im Refugio Las Torres, holen unseren Rucksack ab (plötzlich verlangt doch niemand Geld dafür – na ja, wir werden uns nicht beklagen) und haben dann noch Zeit, um etwas zu Mittag zu essen. Wir versuchen, der Bedienung klar zu machen, dass wir nur eine Kleinigkeit wollen und sie empfiehlt uns, den einzig verfügbaren Snack (neben Sandwiches, die können wir inzwischen nicht mehr sehen) zu teilen. Wir bestellen ihn also und bekommen einen riesigen Berg von Pommes, diversen Fleischsorten, Gemüse, Ei und Käse. Das soll eine Einzelportion sein?? Nach gut der Hälfte geben wir beide auf – es passt einfach nichts mehr rein.
Unser Fahrer sammelt uns dann wieder ein und fährt uns wieder zur Laguna Amarga, wo die Busse nach El Calafate abfahren. Auf die Art sparen wir uns den Hotelshuttle und werden von unserem Fahrer sogar noch in den richtigen Bus gesetzt. Entgegen unserer Beschreibung handelt es sich hierbei nämlich nicht um einen öffentlichen Bus, sondern anscheinend um einen organisierten Tagesausflug aus El Calafate (jawohl, man kann den Torres del Paine als Tagesausflug mit jeweils knapp 5 Stunden Fahrt machen!). Los geht es in einem recht kleinen Bus, der uns bis zur Grenze fährt. Hier wuseln wir uns zunächst durch die verhältnismäßig unkomplizierte Ausreise aus Chile – um anschließend weiter bis zum argentinischen Grenzposten zu fahren. Hier zeigt sich nun ein ganz besonderes Bild: drei Beamte kümmern sich um unsere Busladung (pro Person brauchen sie dabei etwa fünf bis zehn Minuten) – hinter ihnen steht mitten im Zimmer eine große Tischtennisplatte. Na ja, man muss sich schließlich auch mitten in der Pampa irgendwie den Tag über beschäftigen.
Nach einer gefühlten Ewigkeit geht es dann in einem großen Reisebus weiter nach El Calafate. Wir nutzen die Fahrt für erste Blog-Einträge und versuchen ansonsten, uns vom Schlafen abzuhalten, um noch ein wenig von der endlosen patagonischen Weite (und außer Weite gibt es hier tatsächlich nichts) zu sehen. Am Ortseingang von El Calafate heißt es für uns dann noch einmal umsteigen, denn ein Minibus fährt uns nun zu unserem Hotel. Hier checken wir ein und da es mittlerweile schon recht spät ist, essen wir nur noch unsere Sandwiches und etwas Obst aus dem Nationalpark, während wir die Blogeinträge ins Netz bringen. Außerdem erreicht uns hier noch die Nachricht der beiden Schweizer, dass sie in Puerto Natales leider doch keinen Anschluss mehr bekommen haben und deswegen morgen erst im Laufe des Tages ankommen werden.