Wir stehen wie gewohnt um halb sieben auf und als ich aus dem Zelt krieche, um meine Schuhe anzuziehen, sehe ich plötzlich, dass der Nikolaus da war! Er hat die Schoki bis in den Torres del Paine gebracht und dort in meine Schuhe gesteckt! *freu*
Nachdem wir also wie üblich unser Zelt abgebaut und uns mit den anderen Campern um das einzige offene Klo und das einzige Waschbecken gedrängelt haben, gibt es zum Frühstück das gleiche Programm wie gestern in Las Torres. Auch das Lunchpaket ist identisch mit dem gestrigen und so sind wir wieder mehr als gut ausgestattet für den heutigen Tag. Gegen neun Uhr starten wir wieder und laufen zunächst den gleichen Weg wieder zurück, den wir gestern hinauf gekommen sind. Aus schier unerklärlichen Gründen sind wir bergab um einiges schneller als gestern bergauf. Um halb elf stehen wir daher wieder an der Hängebrücke, an der wir uns diesmal in die andere Richtung wenden. Vor uns liegen nun noch elf Kilometer bis zum Refugio Los Cuernos. Bald kommen wir an eine erste Lagune, die einen spektakulären Anblick vor der phantastischen Bergwelt bietet. Wir machen eine Pause und essen den Lunchpaket-Apfel.
Anschließend wandern wir weiter um den dicken Berg zu unserer Rechten herum – immer weiter auf Los Cuernos zu. Als wir gerade denken, dass wir doch langsam am heutigen Ziel sein müssten (die Rucksäcke sind schon wieder schwer genug), kommen wir an einem Hinweisschild vorbei, das uns darüber aufklärt, dass wir soeben die Hälfte des Wegen absolviert haben. Na vielen Dank. Auf dem weiteren Weg scheint zwar noch immer die Sonne vom Himmel, dafür nimmt der Wind merklich zu. Auf ausgesetzten Stellen sind die Windböen teilweise schon sehr stark.
Kurz vor vier Uhr haben wir es dann aber geschafft und sind am Refugio. Bereits der erste Blick sieht vielversprechend und einladend aus.
Hier gibt es gleich drei Duschen für den Campingplatz und die Sonne scheint noch immer – beste Voraussetzungen also, um nach dem Zeltaufbau einmal zu duschen. Das Zelt aufzubauen stellt sich als schwieriger heraus als erwartet – denn auch hier wimmelt es wieder von den unsäglichen Plattformen. Wir versuchen es auf einer Plattform, aber der mittlerweile recht starke Wind lässt uns schnell daran zweifeln, dass diese Konstruktion lange halten wird. Wir schauen uns erneut um und finden einen kleinen Platz, etwas versteckt und halb im Gebüsch, dafür aber verhältnismäßig windgeschützt. Anschließend sitzen wir wieder mit Norman und diesmal auch noch mit zwei älteren Neuseeländern zusammen und quatschen, bis es Zeit ist fürs Abendbrot. Heute gibt es eine Pilzsuppe, Huhn mit Ananas und Sesamreis und zum Dessert den Los Cuernos Kuchen.
Nach dem Essen wird der Wind immer heftiger, die Zelte auf den Plattformen flattern teilweise massiv im Wind. Wir treffen noch ein paar Wanderer, die aus der anderen Richtung kommen und lassen uns erzählen, dass der Zeltplatz an unserem nächsten Refugio (Paine Grande) an einem großen See massiv dem Wind ausgesetzt ist. Wir beschließen, es nicht zu riskieren und lassen in Paine Grande anrufen und uns zwei Betten im Refugio reservieren. Als wir uns dann ins Zelt begeben, ist der Wind mittlerweile so heftig geworden, dass er auch an unserem gut versteckten Zelt heftig zerrt. Einschlafen? Fehlanzeige. Ich liege ewig wach und horche auf jede Windbö, immer in der Hoffnung, dass das Zelt übersteht. Damit nicht genug, fängt es plötzlich auch noch an zu regnen. Na dann gute Nacht.