Do, 13.11.2003

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Habe mir vorgenommen, den Reiseführer diesmal nicht merken zu lassen, dass ich portugiesisch kann, damit er nicht auch immer alles auf portugiesisch erklärt, weil es leichter für ihn ist. War fast lustig, so zu tun, als würde man kein Wort verstehen.
Haben uns vormittags das Theater von Manaus angesehen (ich glaube, in Manaus kommt alle Jubeljahre mal eine blonde Frau vorbei – wirklich krass, wie man dort angestarrt wird) und sind dann zu unserem Boot gebracht worden. Auf diesem würden wir nun also zusammen mit dem Reiseleiter, dem Kapitän, der Köchin und einem Bootsjungen die nächsten Tage im Amazonas verbringen. Es gab einen Begrüßungs-Caipi und dann ging es auch schon los. Zunächst zum Zusammenfluss des Rio Solimões mit dem Rio Negro. Dazu muss man erklären, dass es im Amazonas so genannte schwarze und weiße Flüsse gibt. Die weißen sind so weiß, weil sie eine Menge Lehm und sowas mitführen. Die schwarzen Flüsse haben einen deutlich niedrigeren pH-Wert als die weißen. So niedrig, dass sich in ihnen keine Mückenlarven halten können, was sich in den nächsten Tagen als sehr angenehm herausstellen sollte. Nun ist es so, dass die beiden Flüsse derart langsam fließen, dass sie über Kilometer hinweg schlichtweg nebeneinander fließen und sich nicht vermischen. Der Effekt ist eine quasi schnurgerade Linie im Wasser, die den Übergang der beiden Flüsse kennzeichnet. Unser Kapitän war so freundlich, genau auf der Linie entlang zu fahren. So konnten wir unsere Füße gleichzeitig in beide Flüsse halten und feststellen, dass der schwarze (der Rio Negro) deutlich wärmer war als der weiße (Solimões). Ganze vier Grad, laut Angaben des Reiseleiters. Der rechte Fuß „fror“, der linke nicht. Sehr witziges Erlebnis. Auf einmal fragte unser Reiseleiter ganz perplex, ob ich Portugiesisch könnte. Ich schaute ihn an wie ein Osterhase, fragte mich, wie er auf diese Idee kam, ließ mir meine letzten Worte noch einmal durch den Kopf gehen und stellte dabei fest, dass ich wohl mal wieder versehentlich ins Portugiesische abgedriftet war. Tja… soviel zum Versteckspielen.
Wir fuhren dann jedoch in die andere Richtung weiter und den Rio Negro hinauf. Habe mir auf Deck mal wieder die Vorlesungsmaterialien zu Gemüte geführt. Am Nachmittag machten wir einen Ausflug mit einem kleinen Motorboot und unser Reiseleiter versuchte nachts vergeblich, einen Kaiman zu fangen.