Der Weißabgleich

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Kirche in Valberg
Kirche in Valberg auf den Lofoten, Norwegen

Farbe ist eine recht unsichere Sache. Je nachdem, welches Licht vorherrscht, kann ein weißes Blatt Papier ziemlich unterschiedlich aussehen. Das liegt daran, dass unterschiedliches Licht eine unterschiedliche Farbtemperatur mit sich bringt. Die Kamera versucht mit allerlei Automatiken, die Art des Lichts und damit seine Temperatur korrekt zu ermitteln und für die Belichtung zu beachten. So sollen Falschfarben vermieden und der Farbeindruck möglichst realistisch widergegeben werden. Das Zauberwort für die Einstellung der richtigen Farbtemperatur lautet Weißabgleich. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Kamera versucht, Weiß auch möglichst weiß aussehen zu lassen.

„Korrekter“ Weißabgleich: der Schnee hat keinen Farbstich
„Korrekter“ Weißabgleich: der Schnee hat keinen Farbstich
Bewusst gewählter, „falscher“ Weißabgleich, um dem Bild eine kalte Stimmung zu geben, die den vorherrschenden Minusgraden gerecht wird
Bewusst gewählter „falscher“ Weißabgleich, um dem Bild eine kalte Stimmung zu geben, die den vorherrschenden Minusgraden gerecht wird

Meistens funktioniert der automatische Weißabgleich ganz gut. Manchmal stößt die Automatik hier aber auch an ihre Grenzen. Oder ich möchte ganz bewusst einen „falschen“ Weißabgleich wählen und so eine ganz bestimmte Stimmung im Bild erzeugen. Dann ist es hilfreich, den Weißabgleich selbst vorzunehmen. Dazu bietet die Kamera im Weißabgleich-Menü verschiedene Voreinstellungen. Von Sonnenlicht bis Halogenlampe ist hier recht viel vorhanden. Alle Voreinstellungen bedeuten eine bestimmte Farbtemperatur, die gewählt wird. Genügen die verfügbaren Voreinstellungen nicht, kann auch eine ganz konkrete Farbtemperatur manuell gewählt werden.

Die Physik zum Weißabgleich

Licht kann, wie schon angesprochen, eine unterschiedliche Farbtemperatur haben. Ein paar Beispiele (die Temperaturen sind natürlich nur ungefähre Angaben):

1.500 K – Kerze
2.700 K – Glühlampe
3.000 K – Halogenlampe
4.100 K – Mondlicht
5.000 K – Abendlicht
5.500 K – Sonnenlicht*
7.000 K – Bedeckter Himmel
9.000 K bis 12.000 K – Blaue Stunde
*internationale Norm für mittleres Sonnenlicht, entspricht etwa Vormittags- / Nachmittagslicht

Der Weißabgleich versucht nun, je nach vorherrschendem Licht, das Bild so aufzunehmen, dass es möglichst zu keinem Farbstich kommt, weiß also wirklich weiß dargestellt wird. Dazu ermittelt die Kamera-Automatik die größte helle Fläche im Bild und nimmt an, dass diese farbneutral, also weiß oder hellgrau ist. Daran ausgerichtet werden alle anderen Farben im Bild abgebildet.

Problematisch wird es, wenn die größte helle Fläche gar nicht farbneutral ist, sondern z.B. gelb oder hellblau. In diesen Fällen interpretiert die Kamera auch alle anderen Farben im Bild falsch und versucht, einen Farbstich auszugleichen, der gar nicht da ist.

Gibt es in einem Bild keine größte helle Fläche, nimmt die Automatik einfach an, dass im Bild sämtliche Farben vorhanden sind und berechnet daraus den Weißabgleich. Ist dies aber nicht der Fall, weil beispielsweise kein blau im Bild vorkommt, so kommt es unweigerlich zu einem Farbstich.

Manueller Weißabgleich

Diesen Effekt kann ich mir natürlich auch wunderbar zunutze machen, indem ich auf den automatischen Weißabgleich verzichte und bewusst eine Farbtemperatur vorgebe. So lassen sich „Farbstiche“ erzeugen und ein wärmerer oder kälterer Bildeindruck erzielen.

Da im folgenden Beispielbild keine neutrale Farbe vorkommt, ist jeder automatische Weißabgleich falsch. Aber welcher Weißabgleich entspricht hier wohl dem tatsächlichen Eindruck vor Ort?

Natürlich kann ich umgekehrt über den manuellen Weißabgleich auch sicherstellen, dass mein Bild farbgetreu wird und dem natürlichen Eindruck vor Ort entspricht.

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