Der Lohn der Schlaflosen

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Es nordlichtet sehr
Es nordlichtet sehr

Irgendwann am Abend stellen wir fest, dass das Heulen des Windes nachgelassen hat. Unser Haus wird nicht mehr durchgerüttelt. Ein Blick nach draußen zeigt jedoch schnell, dass der Himmel so bedeckt wie eh und je ist. Auch der Schnee fällt immernoch. Wir beschließen also, dass mal wieder zeitiges Schlafengehen angesagt ist. Papa kränkelt heute eh und mag lieber ins Bett. Als auch Mama und ich uns gerade bettfertig machen wollen, sehe ich aus dem Fenster und entdecke am Horizont ein merkwürdiges, tief oranges Leuchten. Ich rufe Mama herbei und wir rätseln gemeinsam, was das sein könnte. Da wir zu keinem Schluss kommen, hilft es wohl nur, die Kamera zu schnappen und raus auf die Terrasse zu gehen.
Wir halten das komische Phänomen aus verschiedenen Blickwinkeln fest und sind so schlau als wie zuvor:
Die Lofoten brennen...?

Die Lofoten brennen…?

Da wir aus den brennenenden Lofoten nicht weiter schlau werden und ein Check des Himmels nichts als eine dicke Wolkendecke zutage fördert, lassen wir es sein und beenden den Tag. Während Mama sich bettfein macht, stehe ich noch etwas unentschlossen in der Gegend herum, schaue links, schaue rechts und weiß mit mir nicht viel anzufangen. Mama verabschiedet sich ins Bett und klettert die zum Obergeschoss hoch. Ich mache nach und nach das Licht überall aus und werfe noch einen unmotivierten Blick aus dem Fenster, bevor ich mich ins Bad begeben will. Und plötzlich traue ich meinen Augen kaum: vor mir prangt gut sichtbar Orion am Himmel. Ich höre Mama noch tapsen und rufe „Mamaaaaa, da sind Sterne zu sehen!!“. Zurück kommt ein „Häh?“, vermutlich zweifelt Mama gerade an meinem Verstand und überlegt, dass es doch gar keinen Alkohol zum Essen gab. Aber dann kommt sie doch noch einmal heruntergeklettert. Sie schmeißt sich wieder in die warmen Klamotten, wir schnappen noch einmal die Kamera und pirschen uns wieder auf die Terrasse hinaus. Ein Probeschuss und zack – der verdächtige Streifen am Himmel ist als Nordlicht enttarnt. Also Stativ aufgebaut und dann geht’s los. Das Loch in der Wolkendecke ist winzig, aber die Nordlichter bewegen sich darauf zu. Wir drücken die Daumen und werden belohnt.

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Dann aber ist das Wolkenloch so schnell wieder verschwunden, wie es entstanden war. Zeit, einzupacken und doch noch schlafen zu gehen. Mama plönt sich aus den Wintersachen wieder raus und erklimmt erneut die Treppe und ich gehe Zähneputzen. Anschließend will ich mich ins Bettchen packen, aber natürlich geht das nicht, ohne einen letzten Blick auf den wolkenverhangenen Himmel zu werfen. Und ätsch! Da ist es schon wieder zu sehen: ein Wolkenloch! Also doch noch nicht ins Bett, sondern wieder rein in die warmen Klamotten und mit Kamera und Stativ auf leisen Sohlen aus dem Haus geschlichen. Vor der Tür mache ich ein Probefoto. Tja… Sterne sind zwar zu sehen, aber von Nordlicht keine Spur. Also beschließe ich, ein paar Nachtfotos vom Fjord zu machen – wo ich schonmal hier stehe, will ich ja ungern unverrichteter Dinge wieder abziehen.

Des Nachts am Fjord
Des Nachts am Fjord

Und wie ich so verschiedene Blickwinkel fotografiere, taucht da auf einmal dieser grüne Schleier wieder auf. Ha! Hab ich Euch, Ihr Nordlichter! Dieses Mal entkommt Ihr mir nicht!

Ich seh Dich, Nordlicht!
Ich seh Dich, Nordlicht!
Nein, was bist Du schön!
Nein, was bist Du schön!
Die Wolke
Die Wolke

Als dann eine Stunde später alles wieder so wolkenverhangen ist, dass kein Nordlicht mehr eine Chance hat, packe ich zusammen und gehe nun wirklich ins Bett. Diesmal, ohne vorher noch einen Blick aus dem Fenster zu werfen – sicher ist sicher ;-)

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